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Januar 1993

 

"Ein erfolgreiches Jahr"

 

Liebe Gemeinde,

was alles würden wir von uns erzählen, wenn wir uns vorstellen. Unser Name und Wohnort ist vielleicht nicht so wichtig, aber unsere Stellung und Position in der Gesellschaft wollen wir doch sagen. Man weiß, dass "Eigenlob stinkt", darum ist es nicht so einfach, alles zu sagen, was man eigentlich sagen möchte. Aber, es gibt indirekte Wege, wie man sich darstellen kann. Man erzählt vom Vereinsleben, bei dem man eine gute Funktion hat, oder von der Kirche, in der man etwas zu leisten hat. Durch die Erzählung über sein Auto, oder über die Schwierigkeiten, ein Haus zu bauen, kann man zeigen, was man ist und was man hat.

 

Wie ist es, wenn eine dritte Person uns vorstellt? Hier kann man merken, dass die Leute nicht viel Wert auf Reichtum und Stellung im Leben geben, obwohl man diese doch zuerst sagen würde. In diesem Fall interessiert die meisten, wie wir sind, unser Verhalten und unsere Einstellung zum Leben und den Mitmenschen gegenüber. Bei dieser Vorstellung muss man entscheiden zwischen dem was laut gesagt wird, und dem, was man hinterher leise erzählt. Meistens wird die Wahrheit leise gesagt, wie z.B.: Vorsicht, er/sie ist brutal; mit ihm/ihr kann man nicht reden usw.

 

Wer macht sich eigentlich Gedanken darüber, wie es wäre, wenn Gott uns vorstellen würde. Er ist der einzige, der uns richtig beschreiben kann, denn Er kennt uns sehr gut. Welche unserer Eigenschaften und Leistungen sind für Ihn wichtig? Wie reagieren wir darauf, wenn ER sagen würde, dass für IHN das Wichtigste ist, dass wir SEINE Kinder sind?

Mit vielen Erwartungen und Hoffnungen beginnen wir ein neues Jahr. Gott und unsere Mitmenschen erwarten auch einiges von uns. Was alles können wir im neuen Jahr erfüllen, was wird zurückgestellt? Was heißt: "Ein erfolgreiches Jahr" für uns; in unseren Augen, in den Augen anderer und in den Augen Gottes?

 

Sport, Lernen, Geld, Musik, Ruhm, Autos, Ansehen, Haus, Familie, Kinder, Religion, Mitmenschen, Vereine, Hobbys, Freunde, Beruf - was kommt wo und wann? Eine logische Wertordnung wünsche ich uns allen in diesem neuen Jahr!

Es grüßt Sie

George chelappurath, Pfarrer

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Februar 1993

 

Die Merkmale unseres Glaubens

 

Liebe Gemeinde,

man hört in letzter Zeit viel über die Erneuerung der Kirche. Die Liste der Wünsche, in der man sich vorstellt, was alles abgeschafft, geändert und neu eingeführt werden müsste, kennen wir inzwischen. Ich weiß nicht, ob es überhaupt eine Kirchenordnung gibt, welche bis jetzt nicht in Frage gestellt wurde, oder einen Glaubenssatz, welcher von allen ohne Zweifel angenommen wurde. Wenn wir also nach den Wünschen der Kirchenerneuerer gehen würden, dann müssten wir zuerst alles abschaffen. Das würde bedeuten, dass keine Grundordnung und kein Grundglauben mehr übrig bleiben würde. Wir müssten dann wieder alles, auch die Ordnungen und Glaubenssätze anderer Religionen in die Kirche neu einführen, denn es gibt Leute, die dies und jenes in der Kirche wünschen. Wenn wir dies einführen, dann gibt es keine Kirche mehr, sondern nur ein "Eintopfsystem", das weder vorn noch hinten stimmt. "Was können wir dann tun?" ist eine berechtigte Frage. Nur einiges ändern, einiges neu einführen und einiges abschaffen - ja, aber was? "Das, was mir passt" das wünschen sich viele! Dann müssten wir mit so vielen Religionen, Konfessionen und Sekten rechnen, so groß die Zahl der Menschen auf der Erde ist. Einige Menschen möchten, dass alles im demokratischen Stil entschieden wird. Aber dann haben wir keine Religion mehr, sondern höchstens eine Organisation, die mit Gott nichts zu tun hat. Denn in der Frage des Glaubens hat Gott das Entscheidende zu sagen, nicht die Mehrheit.

 

Jeder Mensch hat das Recht, nach bestimmten Regeln -Grundordnung und Grundglauben- sein Leben zu gestalten.  Alle können nicht alles. Was aber können wir? Nach welcher Ordnung sollten wir unser Leben gestalten? Welche Rolle sollten die Gebote Gottes in unserem Leben spielen? Wie wichtig ist die Anweisung Jesu für uns? Haben wir die Gnade des Glaubens? Denn Jesus sagt: "Nur der kann zu mir kommen, den der Vater, der mich gesandt hat, zu mir führt" (Joh 6,44).  Als Petrus zu Jesus sagte: "Du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes", antwortete Jesus: "Du darfst dich freuen, Simon, Sohn von Johannes, denn diese Erkenntnis hast du nicht aus dir selbst; mein Vater im Himmel hat sie dir gegeben" (Mt 16, 16-17).

 

Durch einige Änderungen und Einführungen, können wir unsere Religion so machen, dass es kein Unterschied mehr gibt zwischen Christentum, Hinduismus oder Islam.

 

Es gibt vieles in unserer Kirche, das wir nicht ändern können, denn es gibt eine Grundordnung und einen Grundglauben, welches die Merkmale unseres Glaubens sind. Wenn wir diese ändern, sind wir keine Christen mehr.

 

Ich möchte für uns alle um die Gnade des Glaubens bitten.

Es grüßt Sie

George chelappurath, Pfarrer

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März 1993

 

Nachkommenforschung

 

Liebe Gemeinde,

heutzutage ist Ahnenforschung eine Modeerscheinung. Immer wieder bekomme ich Briefe ins Pfarramt, mit der Bitte um Angaben über die Vorfahren. Man will feststellen, wo und wie die Ur-Ahnen gelebt haben. Schon mehrmals konnte ich erleben, dass eine Nachforschung unterbrochen wurde, wenn bei der Suche etwas Unangenehmes auftaucht (wie z.B. dass ein Urahne, gleichgültig aus welchem Grund auch immer, einen schlechten Ruf hatte) denn die meisten machen diese Nachforschungen nicht nur aus geschichtlichen Gründen, sondern auch um zu zeigen, wie wichtig schon die Vorfahren waren.

 

Was wird man eines Tages über uns erfahren, sollten unsere Nachkommen darüber nachforschen? Ganz wenige von uns können etwas Besonderes nachweisen; sei es auf kirchlichem oder vereinsmäßigem Gebiet, sei es im Bereich der Wirtschaft oder Wissenschaft. Werden unsere Nachkommen darauf stolz sein, wenn sie erfahren dass wir Christen waren? Oder, werden sie sich unserer schämen und die Nachforschung plötzlich beenden? Wenigstens eines sollte man von uns sagen können: er/sie war ein netter Mensch.

 

Auf die Zukunft unserer Kinder oder Enkelkinder haben wir weniger Einfluss, aber wir sind verpflichtet, ihnen auch etwas im Bereich des Glaubens mitzugeben. Es könnte sein, dass sie in dem Haus, welches wir für sie gebaut haben, nicht leben werden, den Beruf, welchen wir für sie ausgesucht haben, nicht ausüben werden - aber es wäre schön, wenn sie in dem Glauben, den wir ihnen mitgegeben haben, weiterleben würden. Wenn wir selbst davon überzeugt sind, dass unser Glaube ein Halt für unser Leben ist, dann sollten wir mit allen Mitteln versuchen, ihn an unsere Kinder und Enkelkinder weiterzugeben. Wenn wir dies nicht tun, wird die nächste und übernächste Generation den Sinn, sowie den Halt des Lebens irgendwo anders suchen. Dann könnte es passieren, dass sie mit einer für uns unvorstellbaren religiösen Einstellung leben, oder sogar bei Sekten landen. Wir müssen uns dann fragen: ist es uns gleichgültig, in welcher Religion unsere Kinder und Enkelkinder leben? Denn die Erfahrung zeigt: Wo der Glaube fehlt, da kommt der Aberglaube!

 

Die Kirche lädt uns ein, gerade in dieser Fastenzeit über unser eigenes Leben nachzudenken und wenn es sein sollte, unseren Lebensstil und unsere Einstellung zu ändern.

Eine nachdenkliche Fastenzeit wünsche ich uns allen!

Es grüßt Sie

George chelappurath, Pfarrer

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April 1993

 

Vater, wie du willst!

 

Liebe Gemeinde,

der Gedanke, der uns am Aschermittwoch dargestellt wurde:

"Bedenke, Mensch, dass du Staub bist und wieder zum Staub zurückkehren wirst (Vgl. Gen 3, 19)", bekommt in den kommenden Tagen der Heiligen Woche eine andere Dimension. Da werden wir hören, dass wir nicht nur Staub sind, sondern dass wir zu einem unsterblichen Leben berufen sind. Der Ostersonntag wird uns verkünden, dass wir viel mehr sind, als das, was wir hier auf der Erde sehen und erfahren können.

 

Ostern war für die Christen der ersten drei Jahrhunderte das einzige Fest. Sie haben das Geheimnis des Glaubens - das Leiden, den Tod und die Auferstehung - an einem einzigen Tag gefeiert. Bis Mitternacht haben sie sich an das Leiden und den Tod Jesu erinnert, um danach die Freude der Auferstehung zu feiern. Seit dem 4. Jahrhundert feiert die Kirche dieses große Geheimnis des Glaubens in drei Tagen. Es beginnt mit der Abendmahlmesse am Gründonnerstag und endet mit dem Auferstehungsgottesdienst. Dass die Gottesdienste am Gründonnerstag ohne Schluss-Segen, am Karfreitag ohne Eröffnung und Schluss-Segen und die Osternachtfeier ohne Begrüßung sind, zeigt, dass ursprünglich diese Gottesdienste eine einzige Feier waren. Mit der inneren Einstellung: Vater, wie du willst! ist unser Herr Jesus Christus in den Tod gegangen. Bis zum Tode war er seinem Vater gehorsam. Wir Gläubigen sehen seinen Tode mehr als das, was ein Historiker sieht; für uns ist sein Tod die Errettung aus den Sünden, und seine Auferstehung die Bestätigung, dass er der Herr des Lebens und des Todes ist. "Er erniedrigte sich und war gehorsam bis zum Tod, ja bis zum Tod am Kreuz. Darum hat ihn Gott über alle erhöht und ihm den Namen verliehen, der größer ist als alle Namen, damit alle im Himmel, auf der Erde und unter der Erde ihre Knie beugen vor dem Namen Jesu und jeder Mund bekennt: "Jesus Christus ist der Herr" - zur Ehre Gottes, des Vaters". (Phil 2,8-11).

 

Fällt es uns schwer, alles zu glauben, was die Propheten gesagt haben und was die Evangelisten für uns aufgeschrieben haben? "Musste nicht der Messias all das erleiden, um so in seine Herrlichkeit zu gelangen" (Lk 24,26)?

Gnadenreiche Kar- und Ostertage wünsche ich Ihnen allen!

George chelappurath, Pfarrer

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Mai 1993

 

Um menschlich zu leben

 

Liebe Gemeinde,

"Du musst viel lernen" - diesen Satz hören wir seit unserer Kindheit. Aber - wir sind der Meinung, dass wir einiges können! Auch ein Kind denkt so. Trotzdem wird uns allen immer wieder gesagt: "Du musst viel lernen". Nach der Berufsausbildung, oder dem Studium wird nicht nur ein Zeugnis von uns verlangt, sondern auch nach unserer Berufs/Erfahrung gefragt. Wann sind wir endlich fertig mit dem Lernen? Was alles müssen wir noch lernen?

 

Um Mensch zu sein, braucht man nichts mehr zu tun, denn durch die Geburt sind wir Menschen. Aber um menschlich leben zu können, müssen wir vieles lernen und manche Tugenden praktizieren wie z.B. Hilfsbereitschaft, Ehrlichkeit, Selbstbeherrschung usw. Damit man sich Christ nennen kann, braucht man auch nicht viel zu tun, denn durch die Taufe wurde dies schon erreicht. Aber, um christlich leben zu können, muss man einiges tun und auch einiges wissen. Die Anweisung Gottes, die wir aus der Bibel erfahren können, sollte in unserem Wissensbereich nicht fehlen. Wenn man in einem Berufszweig nicht zurecht kommt, kann man umlernen und es woanders versuchen. Aber wenn man das Leben nicht meistert, hat man alles verloren.

 

Vielleicht kennen Sie folgende Erzählung:

Ein Naturwissenschaftler wollte einmal einen Fluss überqueren und hatte dazu ein kleines Boot gemietet. Ein einfacher Bauer saß auch im Boot. Der Wissenschaftler fragte den Bauern: "Haben Sie zu Hause einen Fernseher"? Der Bauer antwortete: "Nein". Der gelehrte Mann sagte: "Ohne Nachrichten und wichtige Informationen ist ein Viertel von Ihrem Leben verloren". Der Wissenschaftler fragte weiter: "Wissen Sie, wie die Erde um die Sonne kreist und wie groß unser Weltall ist?" Der Bauer war über so eine Frage verwundert und musste mit einem "Nein" antworten. Der Wissenschaftler sagte: "Noch ein Viertel Ihres Lebens ist verloren". Er fragte weiter, ob er nie in der Schule war? Der arme Bauer sagte wieder "Nein". Bevor der Wissenschaftler sagen konnte, dass noch ein Viertel von seinem Leben verloren sei, kam eine Gegenfrage vom Bauern. Er fragte: "Herr, können Sie schwimmen?" Der Wissenschaftler antwortete: "Nein". Dann sagte der Bauer: "Dann ist Ihr ganzes Leben jetzt verloren, denn gerade kommt eine große Welle" Kaum hatte der Bauer das gesagt, wurde das Boot von einer Riesen-Welle erfasst und der Wissenschaftler ertrank. Der arme Bauer aber konnte zum Ufer schwimmen und sich retten.

Es grüßt Sie

George chelappurath, Pfarrer

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Juni 1993

 

Gottesdienst ohne Priester

 

Liebe Gemeinde,

priestermangel ist in Deutschland kein neues Thema mehr und kaum jemand bewertet dies als das wichtigste Problem der Kirche. Die Frage lautet nicht mehr: mit welchen Mitteln, mit welchen Angeboten, mit welchen Lockerungen der Voraussetzungen zum Priesteramt, mehr Leute angezogen werden können, Priester zu werden, sondern - wie es mit der Gemeinde weitergeht, wenn kein Priester mehr da ist. Es sollte für uns selbstverständlich sein, dass die Gemeinde der Träger der Seelsorge ist. Die Hauptverantwortung für die Aufgaben der Kirche, - die Verkündigung des Glaubens, den Gottesdienst und den Dienst an den Menschen - muss die Gemeinde selber tragen, mit oder ohne Priester.

 

Auch wir haben vor, in unserer Gemeinde einiges zu ändern, was unsere Nachbargemeinden auf diesem Gebiet schon seit einiger Zeit praktizieren. Es werden Leute aus der Gemeinde ausgebildet und vom Bischof beauftragt, die sonntäglichen Gottesdienste ohne Priester zu leiten. Eine Aushilfe - so wie man sie in früheren Jahren erlebt hat- ist nicht mehr selbstverständlich, denn die wenigen Priester sind nicht mehr in der Lage, alles in der bisherigen Form weiterzuführen. Über die Einführung von Leitern von Gottesdiensten ohne Priester schreibt unser Bischof: "Dieser liturgische Dienst trage dazu bei, dass jede Gemeinde sich am Tag des Herrn versammeln kann, um als Gemeinschaft ihren Glauben an Jesus Christus zu bekunden".

 

Konkret heißt dies für unsere Gemeinde:

1. Wir werden in unserer Gemeinde sonntags Gottesdienste haben, die ohne Priester gestaltet werden.

2. Die bisherige Gottesdienstordnung - Zeit und Ort - wird nicht so bleiben wie sie ist.

Niemand sollte verlangen, dass alles nach seinen persönlichen Vorstellungen und Wünschen gemacht wird. Was wo und wann stattfinden wird, sollte unser Kirchengemeinderat entscheiden.

 

All dies bedeutet aber nicht, dass wir uns in einer Krisensituation befinden, nein, wir sind in einer geänderten Zeit.  Es geht darum, ob wir bereit sind, diese geänderte Form anzunehmen, denn wenn man von Mangel spricht, sollte man nicht den Priestermangel, sondern den Glaubensmangel hervorheben, welcher die Ursache aller Probleme ist.

Ich bitte Sie um Verständnis, für die in unserer Gemeinde neu einzuführenden Änderungen, die mit der Zeit unausweichlich auf uns zukommen werden!

Es grüßt Sie

George chelappurath, Pfarrer

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Juli 1993

 

Neuer  Katechismus

 

Liebe Gemeinde,

der neue Katechismus der Katholischen Kirche ist seit einigen Wochen auf dem Markt. Schon vor seinem Erscheinen konnte man vieles über ihn hören - mehr Kritisches als Positives. Als ich darin gelesen habe war es mir klar, warum einige Leute ihn ablehnend beurteilen, denn in diesem Buch stehen Dinge, die nur für die katholischen Christen akzeptabel und interessant sind. Nicht nur ein paar Journalisten in unserer Umgebung, oder einige Kirchengegner, sondern Milliarden von Menschen können nicht alles annehmen, was in diesem Buch steht. Die große Mehrheit der Weltbevölkerung nimmt den Glauben nicht an, wie er in diesem Buch dargestellt wird, es sind darum keine katholischen Christen. Das Ziel der Verantwortlichen dieses Buches war nicht, alles zusammenzufassen, was die Mehrheit der Weltbevölkerung über Religion und Moral hören möchte, sondern klarzustellen, was die katholischen Christen glauben, nach welchen Richtlinien sie ihr Leben richten sollten. Dieses Buch ist auch interessant für die Leute, welche erfahren möchten, was die katholische Kirche über Gott, Mensch und die Welt lehrt.

 

Die Offenbarung Gottes steht im Mittelpunkt dieses Buches und nicht das Ergebnis der Abstimmung und Basisarbeit, denn das Ziel ist nicht Wohlstand und Freiheit um jeden Preis, sondern das Heil der Menschen, das auch ein Leben nach dem Tod auf sich hat. Hier geht es nicht um die Mehrheit, sondern um die Wahrheit. Die Mehrheit der Menschen damals in Jerusalem hat geschrieen: "Ans Kreuz mit ihm", aber die Wahrheit über Gott und die Menschen hat Jesus auch gegen die Meinung der Mehrheit vertreten. Darum hat man ihn gekreuzigt! Johannes der Täufer, der Vorläufer Jesu, hat nicht das gepredigt, was seinem König gefallen hätte, sondern das, was seinen Kopf gekostet hat, nämlich: "Du hattest nicht das Recht, die Frau deines Bruders zur Frau zu nehmen" (Mk 6,18). Die Tausenden von Märtyrer sind nur deshalb so geworden, weil sie gegen die Mehrheit ihrer Umgebung gehandelt haben.

 

Für uns lautet die Frage nicht, was die Gegner der katholischen Kirche über den neuen Katechismus reden und schreiben, sondern was wir glauben sollen und können. Es geht nicht darum, was die Mehrheit der materialistisch geprägten Menschen denkt und verlangt, sondern wie wir unser Ziel, unser Heil hier auf der Erde und nach dem Tod erreichen können. Die Lehre der katholischen Kirche über Gott und Moral ist anders als die der anderen Religionen und religiösen Gruppierungen. Die Kirche ist keine Zwangsjacke! In einer zivilisierten Gesellschaft sollte es möglich sein, in dem Glauben zu leben, den man für richtig hält. Wir sind eingeladen, uns eine bestimmte Lebenseinstellung zu Eigen zu machen, nach einer bestimmten Lehre zu leben. Es liegt an uns, ob wir diese Einladung annehmen möchten, annehmen können oder nicht!

Es grüßt Sie

George chelappurath, Pfarrer

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September 1993

 

Gottes  Rat

 

Liebe Gemeinde,

nach den Ferien ist nun der Alltag wieder voll im Gange. Der Terminkalender wird langsam voll, nicht nur bei den Erwachsenen, sondern auch bei den Kindern. Vieles was wir in den Ferien/im Urlaub vergessen wollten, taucht nun wieder auf. Nicht nur Erfolg und Freude bei der Arbeit stehen vor uns, sondern auch Probleme, kleine und evtl. auch große.

 

Die meisten von uns haben in der Vergangenheit bestimmt die Erfahrung gemacht, dass ein neues Problem entsteht, wenn ein altes gelöst ist, vor allem, wenn die Lösung nicht gerecht war. Die Erfahrung von Ausweglosigkeit ist uns nicht fremd; "Da gibt es keine Lösung", kennen wir auch. Maria von Magdala hat damals diese Hilflosigkeit erlebt. Ihr Herr Jesus Christus ist tot. Sie war dabei, als man ihn zu Grabe getragen hat. Alles kam plötzlich und sie hatte keine Zeit, sich von ihm zu verabschieden. Nun will sie versuchen, ein bisschen wieder gut zu machen. Sie will den Leichnam nochmals salben. Aber, sie hat ein Problem, das Grab ist zu, ein großer Stein liegt davor. "Wer wird mir den Stein vom Grab wegwälzen?" war ihre Frage. Aber da erlebt sie eine Überraschung: "und sah, dass der Stein vom Grab weggenommen war".

 

Wie oft wünschen wir uns, dass alles vorbei wäre, wenn wir morgens aufwachen. Aber, solche Wunder erleben wir kaum. Öfters sind unsere Lösungen keine Lösungen, sondern machen die Sache nur noch schlimmer. Aber, wenn Gott uns eine Lösung gibt, ist das Problem endgültig vorbei.

 

Sollte man nicht versuchen ein Gebet zu sprechen, in Ruhe Gott fragen, was er dazu meint, bevor man zu einem Rechtsanwalt geht mit den Problemen der Ehescheidung, bevor man zur Beratungsstelle eilt, für eine Bescheinigung für Schwangerschaftsabbruch, bevor man zu Kindern oder Eltern, zu Arbeitskollegen oder Nachbarn sagt: "Ich habe mit Dir nichts mehr zu tun, Du bist für mich tot"? Gott könnte uns eine bessere Idee, einen besseren Rat, eine bessere Lösung geben und wenn wir die bekommen können, d.h. wenn wir mit Gott das Problem lösen können, haben wir die Situation gerettet und zwar endgültig; sonst muss man damit rechnen, dass es vielleicht nicht schlimmer werden könnte.

 

Gottes Rat, sein Beistand, seine Hilfe, das wünsche ich uns allen, wenn wir nach den Ferien neu beginnen!

 

Was Gott durch den Prophet Jesaja sagt: "Fürchte dich nicht...du gehörst mir. Wenn du durch Wasser schreitest, bin ich bei dir, wenn durch Ströme, dann reißen sie dich nicht fort. Wenn du durchs Feuer gehst, wirst du nicht versengt, keine Flamme wird dich verbrennen" (Jes 43,1f), wollen wir uns zu Herzen nehmen!

Es grüßt Sie

George chelappurath, Pfarrer

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Oktober 1993

 

"Wegweiser"

 

Liebe Gemeinde,

"Viele Wege führen nach Rom, aber nicht alle Wege!" Manche hätten gerne, dass sie auf dem Weg bleiben, auf dem sie sich gerade befinden und dass dieser Weg sie zum Ziel bringt. Wir wissen aber, dass dies nicht immer der Fall ist. Vielleicht müssen wir umkehren, ab und zu ganz andere Wege gehen, oder mindestens eine Umleitung in Kauf nehmen.

 

Viele Menschen wollen religiös sein, aber eine Änderung ihres Lebensstiles wollen sie nicht. Sie meinen: "Auch so kann man an Gott glauben!" Zu Gott führen viele Wege, Gott verlangt von allen nicht den gleichen Weg, aber alle Wege führen uns nicht zu Gott. Darum gibt es im religiösen Leben "Wegweiser", die wir als Verbote und Gebote kennen. Wenn man zu Gott will, muss man auf bestimmten Wegen bleiben; wenn man Kinder zu Gott führen möchte, muss man ihnen den richtigen Weg zeigen, denn es gibt Irrwege, die dies erschweren.

 

Vielen Menschen unserer Gesellschaft fällt es schwer, ihre Kinder über diese Tatsache zu informieren. Sie sind der Meinung, dass sie ihre Kinder frei erziehen sollten, damit diese selbst entscheiden, was für sie falsch oder richtig ist. Aber solche Eltern machen später die Erfahrung, dass sie z.B. die Telefone abschließen müssen, damit sie die Kinder nicht benützen; das Wohnzimmer verriegeln, damit die Kinder mit geliehenen Video-Casetten nicht das machen, was die Eltern nicht wollen; den Kellerraum und die Hausbar absperren, damit die Kinder nicht an den Alkohol kommen und vieles mehr. Freiheit ja - aber alles zulassen, das wollen und können sie nicht.

 

Dass die Stadt oder Gemeinde nicht alles zulässt, dafür hat man Verständnis, denn unbegrenzte Freiheit führt nicht zum Frieden. Was im bürgerlichen Bereich gilt, gilt auch im Bereich des religiösen Lebens, im ganz persönlichen und privaten Bereich, auch im Bereich der Beziehung zu Gott.

 

Sind wir und unsere Kinder auf dem richtigen Weg, der uns zu Gott führt? "Was hat ein Mensch davon, wenn er die ganze Welt gewinnt, aber zuletzt sein Leben verliert?" (Mt 16,26)

Es grüßt Sie

George chelappurath, Pfarrer

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November 1993

 

Klug sind die Menschen, die.....

 

Liebe Gemeinde,

können wir uns eine Zeit vorstellen, in der man seine toten Angehörigen einfach den Beerdigungsinstituten überlässt, die sie ohne die Anwesenheit der Angehörigen beerdigt oder verbrennt, weil die Hinterbliebenen Angst haben, bei der Beerdigung dabei zu sein? Sind Schlaftabletten das einzige Mittel gegen die Angst vor dem Tod? Muss man mit Beruhigungstabletten versuchen, die noch verbleibenden Tage oder Monate des Lebens zu überstehen, weil der Tod durch den Arzt angekündigt ist?

 

Man macht sich schon Gedanken - meistens beeinflusst von Versicherungsvertretern- wie es weitergehen soll, wenn plötzlich der Tod kommt: wie wird das Studium der Kinder gesichert sein, wie werden die Schulden abbezahlt werden, wie wird das Leben des Partners weitergehen usw.? Man macht Testamente, damit klar wird, wer was bekommen soll. Hier stehen die Hinterbliebenen im Mittelpunkt, sie sollten nicht zu kurz kommen.

 

Ist es auch ein Gesprächsthema in der Familie wenn es heißt: wie geht es meinem Mann/meiner Frau, meinen Kindern, wenn sie sterben? Trage auch ich die Verantwortung für ihr Leben nach dem Tod, oder bin ich nur zuständig dafür, für den Unterhalt zu sorgen, zu kochen oder die Wohnung instand zu halten etc.? Mache ich mir Gedanken darüber, wo meine nächsten Angehörigen nach dem Tod leben werden?

 

Der Monat November kündigt mit seinen Feiertagen an, dass der Tod auch auf uns wartet. Viele Menschen möchten über dieses Thema nicht nachdenken oder sprechen. Nicht den Tod verdrängen, sondern ihm entgegengehen, das ist die beste Lösung.

 

Klug sind die  Menschen nicht, wenn sie sich über den kommenden Winter keine Gedanken machen, sondern wenn sie die notwendigen Vorbereitungen wie z.B. Öl kaufen, die Heizung warten lassen, für Winterkleidung sorgen usw., treffen. Man versucht nicht, über den Winter nicht nachzudenken, weil er vielleicht etwas unangenehmer ist als der Sommer, sondern man versucht, mit den nötigen Mitteln den Winter angenehmer zu gestalten. Klug sind die Menschen, die alles planen können, die für alles sorgen können, auch für das Leben nach dem Tod. Die Feiertage im Monat November sollen uns helfen, auch über unser Leben nach dem Tod nachzudenken und über das unserer lieben Angehörigen.

Es grüßt Sie

George chelappurath, Pfarrer

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Dezember 1993

 

Die Menschwerdung Gottes

 

Liebe Gemeinde,

die Menschwerdung Gottes hat die Geschichte zweigeteilt, in die Zeit vor und in die nach Christus. War diese Teilung durch die Menschwerdung Gottes beeinflusst oder war es nur eine willkürliche Entscheidung einiger politisch einflussreicher Menschen?

 

Eine Teilung hat die Menschwerdung auf jeden Fall verursacht: die Teilung der Menschheit in zwei Gruppen: in eine, die den Gottessohn annimmt und in eine andere, die ihn ablehnt. Eine Spaltung der Menschheit wegen Jesus ist auch in unserer Zeit und in unserer Gesellschaft deutlich. Sie spaltet sie in eine Gruppe, die die Würde aller Menschen respektiert, weil sie alle einen gemeinsamen Vater haben, den Vater im Himmel - wie Jesus uns gelehrt hat, und in eine andere Gruppe, die nur an sich selber denkt.

 

Eine weitere Teilung, die diese Menschwerdung Gottes verursacht hat, erkennt man im eigenen Leben: die Zeit, in der man Jesus nicht kannte und die Zeit danach. Einige Gruppierungen der Christen legen viel Wert auf den Zeitpunkt, an dem sie zu Jesus gefunden haben und bezeichnen ihn als die Zeit der Bekehrung, die Zeit des Empfangs des Heiligen Geistes oder wie auch immer. Einige können vielleicht den Zeitpunkt ihrer Bekehrung oder Bekenntnis zu Jesus nennen, andere nicht. Aber die Frage, ob wir nun in einer Zeit leben, in der wir uns zu Jesus bekennen, oder in der wir die Entscheidung unserer Eltern, dass wir als Christ leben, bestätigen, ist für uns alle entscheidend. Kennen wir Jesus? Haben wir ihn in unser Leben eingelassen? Spielt er und seine Botschaft eine entscheidende Rolle in unserem Leben?

 

Die Menschwerdung Gottes hat Folgen nicht nur in der Weltgeschichte, nicht nur für die Menschheit als solche, sondern auch für jeden von uns. Das große Fest WEIHNACHTEN, das wir in wenigen Tagen feiern, ist eine Einladung, die Folge der Menschwerdung Gottes in unserem eigenen Leben zu überprüfen, denn die Freude, die wir in diesen Tagen erleben möchten, ist auch eine Folge der Menschwerdung Gottes: "Verherrlicht ist Gott in der Höhe, und auf Erden ist Friede bei den Menschen seiner Gnade" (Lk 2,14).

 

Gott gebe uns - vor allem in diesen hektischen Tagen vor Weihnachten- Mut, Nein zu sagen für Dinge, die wir nicht brauchen, nicht haben oder tun sollten; Kraft, Ja zu sagen, für Dinge die wir brauchen, haben oder tun sollten, damit Weihnachten für uns nicht nur ein Brauchtum mit viel Arbeit, sondern ein Fest der Freude wird.

Ich wünsche Ihnen ein paar besinnliche Tage im Advent und Gottes Segen für ein fröhliches Weihnachtsfest.

George chelappurath, Pfarrer

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