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Januar 1996

 

Das Leben gemeinsam meistern

 

Liebe Gemeinde,

mit welchen Gefühlen wir das neue Jahr 1996 beginnen, hängt von den  Situationen  ab, in denen sich ein jeder von  uns  befindet.  Es wird auch im kommenden Jahr ein "Kommen" und "Gehen" geben, einige  werden  das  Licht  der Welt  erblicken  und  einige  werden dieses  irdische  Leben  verlassen. Manche  von  uns  erwarten  im neuen   Jahr  vielleicht  nichts  Neues,  obwohl  kaum  jemand   vor Überraschungen   sicher  ist  und  wir  wünschen  uns,  dass   diese Überraschungen dann positiv ausfallen werden. Für diejenigen, die im neuen Jahr viel vorhaben, wie z.B. die Gründung einer  Familie, Beginn des Berufslebens, Bau eines Eigenheimes usw., wünschen wir, dass sie ihre Pläne gut verwirklichen können.

 

Eines  möchte  ich uns allen wünschen: dass wir die  Fähigkeit  und Möglichkeit  bekommen,  das Leben gemeinsam zu  meistern,  uns den Problemen und Aufgaben des Lebens gemeinsam zu stellen.

Die  Geschichte von Mose kennen Sie: "Er sollte die Israeliten  aus der Sklaverei in Ägypten befreien; er soll mit dem Pharao  verhandeln  und  das  Volk  aus dem Land  herausführen.  Aber,  er  hatte Sprachschwierigkeiten,  er  stotterte. Obwohl das Reden  für  seine Aufgabe  sehr  wichtig war, hat Gott ihm diese Gnade  nicht  gegeben.  Stattdessen, hat Gott ihm "Aaron" gegeben, der  die  Begabung  hatte,  gut zu reden. Mose soll  mit  ihm  zusammenarbeiten, Aaron soll reden". Gott will nicht, dass einer allein alles hat, sondern alle zusammen alles haben. "Ich kann mir nicht alles merken,  aber ich  habe eine Frau, die alles behalten kann; ich kann nicht  sehen, aber  Gott  hat  mir  viele Menschen gegeben,  die  mir  helfen;  ich kann nicht kochen, aber ich habe einen Mann, der das gut kann"  - wie  schön  ist  es,  wenn  man  solche  Bemerkungen   hören  und sagen   kann.  Wenn  eine  Gruppe  mit  dem  Bus  unterwegs   ist, brauchen nicht alle den Wagen lenken, es genügt einer; nicht jeder braucht   eine  Taschenlampe  bei  sich  haben,  der  Schein   einer Lampe genügt für viele.

 

Unabhängigkeit   und  Selbstständigkeit  sind  Wörter,  die  sich   in unserer  Gesellschaft  stark durchsetzen. Man sollte  nicht  verlangen,  dass  die  anderen unsere Arbeit tun,  jeder  sollte  versuchen, seine  Arbeit, soweit es möglich ist, selber zu tun, aber ein  Miteinander sollte man nicht ausschließen.  Können wir uns eine  Gesellschaft  vorstellen, in der sich alle wohl fühlen, trotz der  gegenseitigen  Abhängigkeit?  Abhängig ist man so oder so.  Schlimm  ist  es nur  dann,  wenn  diese Abhängigkeit durch  Verträge  geregelt  ist: "Wenn  du  mir  dies oder jenes tust, dann werde ich  dir  das  oder jenes  erledigen".  Ein Miteinander in Liebe  und  Verständnis,  das kann unser Leben glücklicher machen.

 

Für  das  nun beginnende Jahr 1996 wünsche ich  uns  allen,  nicht dass  Gott jedem/r von uns alle Fähigkeiten gebe, alle  Begabungen die  für unser Leben wichtig sind, sondern dass Gott uns  Menschen an die Seite gebe, die die notwendigen Begabungen besitzen,   um uns  zu  helfen, damit wir alle gemeinsam ein Leben in  Friede  und Freude führen können.

Es grüßt Sie

George Chelappurath, Pfarrer

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Februar 1996

 

Den Kindern den Glauben vermitteln

 

Liebe Gemeinde,

bei  der  Verbreitung einer Religion kann  man  folgende  Beobachtung  machen - die Missionare aller Religionen  und  Konfessionen können  dies  bestätigen:  Sie gewinnen  meistens  nur  Leute,  die keinen  Glauben  haben. Von Bevölkerungsgruppen,  die  eine  ordentliche Religion haben, gewinnen sie kaum Anhänger. Die beste und günstigste Voraussetzung, der Nährboden für andere  Religionen und Sekten sind Menschen, die keine Religion haben; sie sind schnell  zu  beeinflussen; die Leere die sie fühlen,  versprechen  die anderen  Gruppierungen auszufüllen. Ein überzeugter  und  praktizierender Christ wird keine andere Religion annehmen, auch wenn alles  um  ihn herum nicht so läuft, wie er es gern hätte.  Aber,  wer nichts hat, der nimmt das an, was ihm angeboten wird, auch  wenn es  nach  unserer Vorstellung primitiv, brutal, intolerant  oder  fanatisch  ist.  Das bereits Existierende kaputt zu machen ist  der  erste Schritt,  um etwas Neues zu beginnen und zu verbreiten.  Läuft  so etwas  in  dieser  Richtung in  unseren  Familien?  Werden  unsere Kinder  und  Enkelkinder auf die Annahme einer  anderen  Religion vorbereitet, direkt oder indirekt, bewusst oder unbewusst?

 

Wie Sie wissen, verdanken die meisten von uns ihren Glauben den Großeltern.  Sie  haben sie in den Glauben  eingeführt,  das  Beten gelehrt,  Geschichten aus der Bibel erzählt, Jesus als Gottes  Sohn vorgestellt,  über  das  Ziel  des  Lebens  gesprochen,  die  Gebote Gottes  und  die  Weisung der Kirche gelehrt,  usw.  Es  kann  aber sein,  dass  - obwohl dies alles gelernt wurde- die  Möglichkeit  zum Praktizieren  fehlt.  Inzwischen haben nun auch sie Kinder,  die  sie taufen ließen, aber sie sind kaum in der Lage ihnen eine christliche Erziehung zu geben. Das Minimum, das sie im Glauben haben,  ist nicht  genug um weitergegeben zu werden. Auch machen sie  die Erfahrung, dass ihre Eltern, d.h. die Großeltern ihrer Kinder nicht  in der  Lage  sind, ihren Kindern das zu geben,  was  ihre  Großeltern ihnen  im  Glauben  gaben.  Geschenke bringen  sie  und  sie  sind eventuell  bereit, ab und zu auf die Enkelkinder aufzupassen,  aber sie  sind nicht in der Lage, den Kindern den Glauben  überzeugend zu übermitteln. Viele junge Mütter und Väter erleben diese  Situation.  Folge:  die Kinder bekommen vom Glauben nicht viel  mit.  Ich schreibe  diese  Zeilen, weil ich in letzter Zeit  diese  Situation  verstärkt  beobachte und Sie bitten möchte, Ihre  Verantwortung,  Ihre Kinder  im  Glauben zu erziehen, wahrzunehmen.  Es  sollte  Ihnen klar sein, dass nur Sie selber Ihren Kindern den Glauben  vermitteln können.

 

Viele  Erwachsene,  die in den kommunistischen  Ländern  aufgewachsen sind, können diese Tatsache bestätigen, denn sie  haben die  Erfahrung  gemacht,  dass sie ein  bisschen  Glauben  von  ihren Großeltern mitbekommen haben, aber nicht so viel, dass sie  davon irgendetwas   an  ihre  eigenen  Kinder  weitergeben   können.   So haben  wir Leute, die zwar getauft sind, aber weder von  Erstkommunion  noch von Firmung irgendetwas gehört haben.  Wenn  man nach der kirchlichen Trauung fragt, bekommt man die Antwort: "So etwas  gab  es  bei  uns nicht" oder "So  etwas  war  bei  uns  nicht möglich!"  Soll  solch eine Situation auch bei Ihren  Kindern  eintreten?  Wenn  wir  unsere Pflichten jetzt nicht tun, dann  kann  es  für unsere Kinder und Enkelkinder zu spät sein. 

 

Unsere  Verantwortung  ist groß! Beruf und Hobbys  können  unser Leben  nicht  ausfüllen. Die Worte des  heiligen  Augustinus  gelten für uns alle: "Unruhig ist unser Herz, bis es ruht in dir, o Gott."

Es grüßt Sie

George Chelappurath, Pfarrer

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März 1996

 

Neue Kirchengemeinderäte

 

Liebe Gemeinde,

zunächst  möchte ich allen unseren Kirchengemeinderäten  -  Herr Erich  Lang (2. Vors.), Frau Margot Fritz, Herr Helmut  Heinzmann, Herr  Herbert  Hofmann, Herr Georg Macha,  Frau  Waltraud  Marquedant,   Frau Renate Maylandt, Herr Helmut Schadt, Herr  Wolfgang  Schaul,  Herr Walter Weinreuter, Frau  Sabine  Widenmeyer, und Herr Hans-Joachim Wittmann    - ganz herzlich danken, die in der jetzigen Periode die Verantwortung in unserer Kirchengemeinde mitgetragen haben. Zu tun hatten sie viel, einen großen Teil der Arbeit  haben sie im Hintergrund bewältigt; man hat versucht,  alles ohne  großes  Aufsehen  abzuwickeln. Zu  einer  ihrer   wichtigsten Aufgaben   gehörte   der  Bau  des  Gemeindezentrums   und   des Pankratius-Raumes,  welches  gut gelungen ist.  Alle  Kirchengemeinderäte  haben die ganze Zeit über mitgemacht - Frau  Regina Jürgens  zog nach 3 Jahren Amtszeit nach Schwaigern; für  sie  ist Herr  Georg Macha nachgerückt - ansonsten hat es keine  Veränderungen  bei  den Amtsinhabern gegeben. Es ist  auch  erfreulich, dass 9 von den 12 Amtierenden erneut kandidieren.

 

Verantwortung,  Mitarbeit  in  der  Kirche  -   sie  hat  verschiedene Gesichter. Einige brauchen nur mitzuziehen, andere brauchen  nur das  tun,  was  ihnen aufgetragen wird,  wieder  andere  haben die Aufgabe, Entscheidungen  zu  treffen  und  die  Verantwortung  zu übernehmen.  Man  muss  ein Gespür dafür  haben,  zu  entdecken, wozu  man  fähig  und  aufgefordert ist.  Vorschläge,  wie  man  die Kirche erneuern kann, gibt es genug, dazu braucht man nur in  den Zeitungen   oder  Zeitschriften  nachzulesen.  Wir  benötigen   aber Leute  für  die  einfache Arbeit. In der Gemeinde  ist  -wie  in  einer Familie-  das alltägliche Leben wichtiger, als irgendwelche  sensationellen  Ereignisse.  Es geht nicht um das Profilieren  auf  Kosten Anderer,   sondern  darum,  Anderen  zu  helfen,  sich   in   unserer Gemeinde  wohlzufühlen.  Anregungen  müssen  sein,  aber   noch wichtiger ist, dass man tut, was man kann und vor allem die  Grenzen  erkennt,  anstatt immer wieder Unmögliches von  Anderen  zu verlangen, auch wenn man zu diesem oder jenem berechtigt ist.

 

Auf   den  nächsten  Seiten  dieses  Gemeindebriefes  werden   die Kandidaten  vorgestellt.  Ich freue mich, dass sie sich  bereit  erklärten, die Verantwortung für unser Gemeindeleben mit zu  übernehmen. Auch die Beteiligung an der Kirchengemeinderatswahl  durch Stimmabgabe ist ein Zeichen der Bereitschaft, das Gemeindeleben mitzugestalten. IHRE Stimme ist eine Ermutigung für die  Kandidatinnen  und Kandidaten und eine Freude für die  ganze  Gemeinde. Nehmen  Sie  sich am 17. März Zeit, gehen Sie zur Wahl!  Wir  alle wollen  versuchen,  das  zu  tun,  was  wir  können,  damit   unsere Gemeinde das bleibt und wird, was sie sein soll.

 

Es grüßt Sie

George Chelappurath, Pfarrer

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April 1996

 

Was wir aus der Heilsgeschichte erfahren und erleben können

 

Liebe Gemeinde,

mit dem Palmsonntag treten wir in die Karwoche ein, die Heilige Woche der Christen. In diesen Tagen werden wir an die wichtigen Punkte unseres Glaubens erinnert. Am Gründonnerstag geht es um die Gründung der Heiligen Messe - "Tut dies zu meinem Gedächtnis" - damit werden wir beauftragt, die Gegenwart Jesu unter uns in Gestalt von Brot und Wein zu feiern. Indem er seinen Jüngern die Füße wäscht, zeigt er uns ein Beispiel des Dienens. Sein Gebet am Ölberg zeigt uns, dass er sich dem Willen seines Vaters im Himmel ganz unterwerfen möchte: "Mein Vater, wenn es möglich ist, gehe dieser Kelch an mir vorüber. Aber  nicht wie ich will, sondern wie du willst (Mt 26,39). Am Karfreitag ist es dann soweit: "Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt" (Joh 15,13).

 

Von einem berühmten Schauspieler wird erzählt: Er wurde gefragt, ob  er  die  Rolle von Jesus in einem Film  spielen  könnte.  Er,  der selber  kein Christ war, nahm das Drehbuch, las es durch und  war fasziniert  von  der  Geschichte Jesu,  von  seinem  Wunderwirken, seinen Predigten, seiner Zuneigung zu den Notleidenden usw.  Aber er verlangte das Drehbuch zu ändern und zwar: er wollte nicht  am Kreuz  sterben,  er  will sich am Kreuz selber  befreien,  sich  retten und  als Held dastehen. Klar, dass man die Szene vom  Kreuzestod Jesu nicht abändern kann und aus diesem Grunde hat der  Schauspieler die Rolle abgelehnt.

 

Der  Karfreitag sagt uns, dass wir einen Gott haben, der  nicht  nach unserer  Vorstellung  von Stars, Helden und Königen die  Welt  regiert,  sondern durch Liebe. Wir haben einen Gott, der  auch  bereit ist,  am  Kreuz zu sterben, den  schrecklichsten  und  erniedrigsten Tod  auf  sich  zu  nehmen.  Aber  dies  ist  kein  Schlusspunkt,   der Ostersonntag kommt, und nicht der Tod, sondern das Leben  steht im  Mittelpunkt.  Auch  das Ziel unseres Lebens, das  was  auf  uns wartet,  wird  uns  vor  Augen gestellt: "Sind  wir  nun  mit  Christus gestorben,  so  glauben  wir, dass wir auch mit  ihm  leben  werden" (Röm 6,8).

 

Vieles,  an  das  wir  in diesen Tage  erinnert  werden,  ist  Teil  der Geschichte, die zu erfahren, man kein Christ zu sein braucht, dazu braucht  man  nur die Geschichte zu kennen. Aber, es  gibt  vieles, das  nur die Gläubigen annehmen können: warum ein  Kreuzestod, warum die Rettung der Menschheit in dieser Form, warum Gott die Heilsgeschichte  so  lenkt  usw.  Weil es nicht  so  einfach  ist,  weil dazu viel Übung und Hineinwachsen in den Glauben notwendig ist, gibt  es  viele Menschen, die nicht glauben können.  Was  für  viele Menschen  nicht  verständlich ist, was für viele nichts  anderes  als Ärgernis  und  Skandal ist, ist für uns hoffnungsgebende  und  verstärkende  Glaubenserfahrung.  Schon im  ersten  Jahrhundert  hat der  Apostel Paulus geschrieben: "Wir dagegen verkündigen  Christus als den Gekreuzigten: für Juden ein empörendes Ärgernis, für Heiden  eine Torheit, für die Berufenen aber, Juden wie  Griechen, Christus,  Gottes  Kraft  und  Gottes  Weisheit"  (1  Kor  1,23).   Die kommenden  Feiertage  zeigen  uns  deutlich,  dass  unser   Glaube nicht  ein Produkt unseres Denkens oder unserer  Betrachtung  ist, nicht   eine   Entdeckung  von   Wissenschaftlern   und   Forschern, sondern das Ergebnis der Erkenntnis der Offenbarung, die wir  aus der  Heilsgeschichte erfahren und erleben können.  "Diesen  Jesus hat Gott auferweckt, dafür sind wir alle Zeugen" (Apg 2,32).

 

Eine  besinnliche  Karwoche  und gesegnete  Ostern  wünsche  ich Ihnen!

George Chelappurath, Pfarrer

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Mai 1996

 

Verständnis für andere macht das Leben angenehmer!

 

Liebe Gemeinde,

wir machen in unserem Leben desöfteren die Erfahrung: Verständnis für andere, macht nicht nur das Leben anderer angenehmer, sondern auch das eigene.

 

Einige Leute sind von berufswegen Kritiker; sie müssen die Arbeit Anderer analysieren und die Fehler aufdecken, sie müssen Vorschläge ausarbeiten, wie es besser gemacht werden kann. Gutachter, Buch-, Film- und Kunstkritiker usw. gehören zu dieser Gruppe. Obwohl diese Leute für die einen unangenehm sind, so sind sie für die anderen eine Hilfe. Auch die Eltern oder Lehrer müssen kritisch sein und aufmerksam die Fehler ihrer Kinder oder Schüler beobachten, damit sie ihnen weiterhelfen können.  

 

Dass man mit offenen Augen umhergeht und alles mit kritischen Blicken betrachtet, das ist an und für sich etwas Gutes. Nur so kann man die Guten von den Schlechten unterscheiden. Aber wer nur die Fehler der Anderen sieht, der kann vom Leben nicht viel haben, der kann im Leben nicht viel erreichen. Stellen wir uns vor: Jemand sitzt vor dem Fernsehgerät und kritisiert am laufenden Band die Spielweise eines Schauspielers. Kann dieser Mensch überhaupt den Film genießen? Geht man zur Kirche, nur um alles was dort geschieht und alles was man dort sieht zu kritisieren, dann profitiert man vom Kirchgang nicht viel. Ist man zu einer Festlichkeit eingeladen, sollte man versuchen zu genießen, was dort angeboten wird, anstatt nur an allem herumzunörgeln. Ich kenne jemanden, mit dem ich 7 Jahre zusammen studiert habe und der kein einziges Mal für andere ein gutes Wort hatte. Später habe ich dann von ihm auch nichts Gutes gehört.

 

Oft macht man die Beobachtung: die meisten, die nach den Fehlern Anderer suchen, sind solche, die Minderwertigkeitskomplexe haben, die fühlen, dass sie selber nicht so gut sind. Durch das Entdecken der Fehler der anderen, wollen sie zeigen, dass sie besser sind.

 

Dies alles bedeutet nicht, dass man alles so hinnehmen muss, wie es einem serviert wird; dass man alles annehmen muss, was mit und um einen geschieht. Man darf nicht nur - ab und zu muss man kritisch sein, wobei man aber seine Kompetenz nicht überschreiten sollte; in vielen Bereichen braucht man die nötige Fachkenntnis. Wenn man irgendwelche wichtigen Änderungen an einem Haus vornehmen will, muss man zwangsläufig den Statiker zu Hilfe holen; bevor man eine neue elektrische Leitung legt, untersucht man, wo sich die alte befindet; bevor man vorschlägt, dass etwas geändert werden muss z.B. in der Kirche, sollte man sich darüber informieren, warum diese oder jene Einrichtung überhaupt so ist.

 

Jeder  hat  Verständnis dafür, dass nicht jeder alles kann  und  nicht jeder alles hat, aber viele haben dabei nur sich selber im Blick. Hat  man  auch  Verständnis für die Fehler  anderer,  dann  ist  das Zusammenleben angenehmer!

 

Es grüßt Sie   

George Chelappurath, Pfarrer

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Juni 1996

 

Zehn Gebote - damit wirklich alle in Frieden  leben können!

 

Liebe Gemeinde,

letztes Jahr habe ich mit den Jugendlichen im Firmunterricht 

über die  zehn Gebote gesprochen. Ihre erste Reaktion war:  wieder  die zehn  Gebote  - altmodisch, dachten sie. Dass aber  jeder  das  tun darf,  was  er will, dafür waren sie auch nicht.  Ordnung  muss  sein, darüber  waren  sich alle einig. Ich haben ihnen dann  die  Aufgabe gegeben,  eine  Weltordnung  zusammenzustellen,  eine  Ordnung, die das Leben auf der ganzen Welt schützen und bewahren  sollte; eine  Ordnung,  die  allen  Menschen auf  dieser  Erde  Friede  und Freiheit  schenken  sollte.  Die  Jugendlichen  haben  nachgedacht und  versucht,  einige Sätze zu formulieren: man  darf  nicht  töten, nicht  stehlen,  nicht  lügen, usw.; und dass  man  Gott  ehren  muss, auch das wollten sie. Zum Schluss konnte man feststellen, dass  das Ergebnis ihrer Formulierung einer neuen Weltordnung nicht anders war, als die zehn Gebote.

 

Bei  der  Straßenordnung  kann man am  ehesten  feststellen,  dass eine  Ordnung  die  Freiheit nicht einschränkt,  sondern  einen  reibungslosen  und unfallfreien Straßenverkehr möglich macht. So  ist es in allen Bereichen des Lebens.

 

Den  Unterschied  zwischen  den  entwickelten  Ländern  und   den Entwicklungsländern  kann  man  in vielen  Bereichen  des  Lebens feststellen.  Armut  ist ein Merkmal  der  Entwicklungsländer.  Viele Menschen haben nicht das Notwendigste, um ein normales  Leben führen  zu können. Krankheiten, die von Unterernährung  kommen, Kriminalität  und  Korruption gehören zu  den  Schattenseiten.  Das Schlimmste in diesen Ländern aber ist die Ordnungslosigkeit. Viele Länder  der  Erde, in denen viele arme Menschen leben,  sind  vielleicht  reich  in  ihren  Möglichkeiten:  sie  haben  Arbeitskräfte,  sie haben  genügend  Rohstoffe und in vielen Ländern ist  die  Ausbildung gut genug. Weil sie aber keine ordentliche Regierung  haben, können  sie die Korruption nicht unter Kontrolle bringen,  sie  leben unter  dem  Motto:  Macht  ist  Recht!  Viele  Menschen  in   diesen Ländern   sind   froh  über  jeden  Ordnungshüter.  Sie   sehen   die Gesetze  nicht  als  Last,  nicht  als  Einschränkung  ihrer   Freiheit, sondern als Mittel zur Bewahrung der Freiheit und Gleichheit.  Man möchte alle zwischenmenschlichen Beziehungen gerecht  geregelt haben.

 

Als eine Hilfe, so haben die Israeliten die zehn Gebote verstanden. "Der  Herr  hat  uns verpflichtet, alle diese Gesetze  zu  halten  und den  Herrn,  unseren  Gott,  zu fürchten, damit  es  uns  das  ganze Leben  lang  gut geht und er uns Leben schenkt, wie wir  es  heute haben"  (Dt  6,24).  Sie waren Sklaven in  Ägypten,  ein  rechtloses Volk waren sie. Gott hat sie befreit und in ihre alte Heimat  zurückgebracht,  in die Freiheit. Damit diese Freiheit, diese  Unabhängigkeit für alle erhalten bleibt, hat er ihnen die zehn Gebote gegeben.

 

Viele   Menschen  sehen  nur,  wie  die  Gebote  ihre  Freiheit   und Unabhängigkeit  einschränkt.  Aber wenn man bedenkt,  wer  diese Gebote  gegeben  hat und warum, und wie schlimm  es  auf  dieser Welt ohne diese Gebote sein könnte, kann man feststellen, dass sie dazu  da sind, uns unsere Freiheit zu bewahren. Diese  Einstellung ist  für uns Menschen entscheidend, denn wir haben diese  Anweisungen von jemandem erhalten, der uns liebt, uns alle, und er  will, dass  wir alle, nicht nur die Stärkeren, sondern wirklich alle, in  Frieden leben.

Es grüßt Sie

George Chelappurath, Pfarrer

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Juli 1996

 

Wie  ist  unsere  Beziehung  zu  Gott,  der  uns  alles gegeben hat?

 

Liebe Gemeinde,

"Was hast Du geschenkt bekommen" - so fragt man ein Kind,  das gerade  seinen Geburtstag gefeiert hat. Auch nach  der  Erstkommunionfeier  erzählen  die  Kinder  voll  Freude,  was  sie  alles   zu diesem  Fest  geschenkt  bekommen haben.  Kaum  hört  man  die Frage:  "Wer hat Dir mit Geschenken eine  Freude  gemacht? Wer  hat  Dich an diesem Fest  besucht?"  Meistens  geht  es nicht  um  das  "WER"  sondern  um das  "WAS"  -  "Was  hast  Du bekommen?"

 

Geschenke  werden gemacht, weil man jemanden gerne hat.  Stellen  wir  uns vor: Ein Opa kauft seinem Enkel ein  Auto.  Der  junge Mann bedankt  sich, setzt sich ins Auto und fährt damit fort.  Er  hat nun  keine  Zeit mehr mit dem Opa zu reden, sich mit ihm  ein  bisschen  zu unterhalten, weil er sich mit seinem neuen  Auto  beschäftigt,  auch  die  ganze Freizeit verbringt er  damit.  Früher  war  das anders.  Da  hatte  er Zeit gehabt für den Opa. Er  hat  ihn  besucht und  mit ihm dies und jenes unternommen. Beide  waren  glücklich. Aber  nun,  nachdem  er  das Auto  geschenkt  bekommen  hat,  ist alles  anders  geworden. Er ist dankbar, ab und zu denkt  er  auch, dass  er  sich ohne Opas Hilfe kein Fahrzeug hätte  leisten  können, ansonsten  aber ist für ihn nun das Geschenk  wichtiger  geworden als der Schenker! Hört man so etwas, könnte man meinen, dass  es besser  wäre,  wenn  der Großvater  nicht  so  großzügig  gewesen wäre.  Aber, der Opa liebt seinen Enkel. Er freut sich, wenn er  ihm eine  Freude machen kann, auch wenn sein Wunsch,  ein  bisschen Zeit  mit  dem Enkel verbringen zu dürfen, nun nicht mehr  in  Erfüllung geht.

Auch  in  unserem persönlichen Leben erleben wir  ähnliche  Situationen,  gerade wenn es um Gott geht. Gott hat mir Talente  gegeben, dass ich z.B. gut spielen kann, gut musizieren kann, gut turnen oder  tanzen kann usw., aber nun habe ich keine Zeit mehr für  ihn, der  mir diese Fähigkeiten gegeben hat. Oder - ich hatte  die  Möglichkeit,  eine gute Berufsausbildung zu bekommen und  habe  nun eine gute Stellung, also habe ich keine Zeit für Gott und  Gottesdienste.  Oder  -  Gott  hat mir einen  netten  Partner  gegeben,  nun habe  ich  keine Zeit für ihn, der mir dies ermöglicht  hat,  denn  die ganze  Freizeit  verbringe  ich mit diesem  Partner.  Oder  -  meine Firma läuft gut, Aufträge sind genügend da, die ganze Woche muss ich  viel arbeiten, daher habe ich keine Zeit, durch ein  Gebet  oder durch   einen   Gottesdienst  Gott,  der  dies  alles   ermöglicht,   zu danken. Für viele ist wichtiger was man hat, als der, der es  ermöglicht hat. "So ist das Leben" - werden wir sagen, um uns zu trösten oder um uns zu entschuldigen. Ja, so ist es, aber muss es immer so bleiben?

 

Wenn  wir Gott loben, wenn wir ihm danken, dann stehen nicht  die Geschenke   im  Mittelpunkt,  alles  was  wir  von  ihm   bekommen haben,  sondern er, der uns alles gegeben hat. Auch wenn wir  ihm gegenüber  nicht  dankbar  sind, wird er  uns  bestimmt  nicht  alles wieder  wegnehmen, denn er liebt uns; er will, dass wir  uns  freuen. Aber wir sollten versuchen, unsere Dankbarkeit in Taten  umzusetzen.   In  wenigen  Wochen  sind  die  Schulferien.  Viele  von   uns werden  dann mehr Zeit haben, als in den übrigen Tagen.  Werden wir  auch  Zeit haben für uns selber, Zeit dafür, über  unser  Leben, über unsere Beziehung zu Gott nachzudenken?

 

Es grüßt Sie

George Chelappurath, Pfarrer

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Oktober 1996

 

Die Freiheit um ein erfülltes und friedvolles Leben!

 

Liebe Gemeinde,

wenn man von Kirchenordnung oder Kirchengeboten spricht,  kann man  von vielen Menschen ihren Ruf nach "Freiheit" hören: Ich  will frei  sein;  ich will alles selber entscheiden; weder  der  Papst  noch die  Bischöfe  dürfen  bestimmen,  wie ich  leben  soll.  Weil  einige meinen,  dass die Kirche von ihnen zu viel verlangt, treten  sie  aus der  Kirche  aus  und  sprechen von der Freiheit,  die  sie  dann  zu genießen  scheinen: Man braucht die Kirchensteuer nicht  mehr  zu bezahlen;  man muss sonntags nicht mehr so früh aufstehen, um  in die  Kirche  zu  gehen; man hat keine  Verpflichtung  mehr,  seinen Kindern  eine  christliche Erziehung zu geben. Bei  solchen  Leuten kann  man  aber  feststellen,  dass es  hier  nicht  um  Freiheit  geht, sondern um eine "Leere". Man braucht nur ihre Kinder zu beobachten.  Sie  betrachten  dies  nicht  als  Freiheit,  sondern  als   Leere. Wenn diese Kinder z.B. mit anderen Kindern zusammen sind,  und wenn  es dann heißt: "Ich darf nicht in  den  Kommunionunterricht gehen"  "Ich darf nicht in die Kirche gehen" - dann sehen  sie  dies nicht  als  Freiheit,  sondern als Diskriminierung.  Sie  sehen  dann, dass bei ihnen und ihren Eltern etwas fehlt. Freiheit sollte man nicht mit   Inhaltslosigkeit   und  Unwissenheit  verwechseln;   oder   sagt jemand  unter  uns, dass die Kinder, die nicht in die  Schule  gehen, wahre  Freiheit genießen, oder die Leute, die zu faul zum  Arbeiten sind, freie Menschen sind?

 

Man  kann  beobachten, dass die meisten, die  modernen  Gruppierungen und Sekten nachlaufen, dies tun, nicht als Reaktion  gegen die  Kirchen,  sondern  aus  der Inhaltslosigkeit  heraus,  die  sie  in ihrem  Leben erlebt haben. Vieles, was unsere Gesellschaft  unseren  Jugendlichen  als  Ziel des Lebens darstellt,  gibt  ihnen  keine Erfüllung.   Sie   erleben  daher  Orientierungslosigkeit   und   innere Leere,  welches zu Unzufriedenheit führt. Und dann,  dann  fangen sie  an  zu suchen und nehmen das, was gerade  angeboten  wird; ihnen ist dann gleichgültig, von wem was kommt, ob von  Teufelsanbetern oder von so genannten gefährlichen Sekten.

 

Als  Erwachsene,  als Erziehungsberechtigte, als Eltern  haben  wir die Verpflichtung, unsere Kinder und Jugendlichen über die  wahre Freiheit  zu belehren. Freiheit sollte man nicht  mit  Bequemlichkeit und Unverantwortlichkeit verwechseln. Man sollte sich die  Chance nicht  entgehen lassen, den Kindern von Gott und Jesus zu  erzählen, ihnen die Gebote Gottes nahe zu bringen; es könnte sonst sein, dass  sie  das Ziel des Lebens nicht finden und in eine  Lage  kommen,  in  der sie nicht entscheiden können, was  richtig  und  falsch ist;  dann könnte es sein, dass sie zu Drogen greifen oder zu  Gurus gehen,  oder mit Menschen in Kontakt kommen, die  immer  wieder "Erscheinungen"   haben.  Eine  solide  Lebenseinstellung,  die   im Leben  etwas  kostet, die unsere Freiheit einschränkt, die  von  uns etwas  fordert, die einen normalen  Menschenverstand  ermöglicht, die den Umgang mit anderen Menschen erleichtert, ist die wichtige Voraussetzung,  unsere Kinder und Jugendlichen vor  gefährlichen Gruppierungen zu schützen.

 

Wir  sollten  nicht nur nach Möglichkeiten fragen,  wie  wir  unseren Kindern   und   Jugendlichen  dies  und  jenes   verbieten   können, sondern  wir  müssen  Wege  suchen, wie  wir  ihnen  eine  richtige Lebenseinstellung  und  schon  bewährte  Lebenswerte   vermitteln können.   Nicht   nur   die  Lehre  und   Anordnung   einer   Religion schränkt  unsere  Freiheit ein, sondern jede Verpflichtung -  sei  es im Beruf, in der Gesellschaft oder in der Familie. Es sollte nicht um eine  absolute  und uneingeschränkte Freiheit gehen,  sondern  um ein  erfülltes  und  friedvolles Leben, das uns  auch  zum  von  Gott eingesetzten Ziel führt.

Es grüßt Sie

George Chelappurath, Pfarrer

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November 1996

 

Nicht nach der Mehrheit sondern an den Anweisungen Gottes halten!

 

Liebe Gemeinde,

"Ich  muss  bessere Noten bekommen" - welche  Kinder  wünschen sich  das nicht? "Mein Kind muss gute Noten mit nach  Hause  bringen"  -  welche Eltern träumen nicht von so etwas?  Wenn  es  um eine   Klassenarbeit  oder  Prüfung  geht,  wollen  die   Kinder   und Jugendlichen  alle die ihnen gestellten Aufgaben richtig  schreiben, und  nicht  nur einen Teil davon. Auch wenn alle nicht  das  "Beste" oder  "Höchste"  erreichen  können,  so  wollen  sie  trotzdem   das maximal   Mögliche  davon  schaffen.  Dass  die  Freunde   schlecht abgeschnitten  haben, ist kein Grund zu sagen: "Auch ich  brauche keine  guten Noten zu schreiben". Auch die Eltern sagen nicht:  "Ja wenn die meisten, dann auch mein Kind - auch mein Kind soll  nur das bekommen, was die meisten bekommen haben". Nicht so sein wie die anderen, sondern besser - das wollen alle. Oder wie ist  es z.B.  mit dem Kranksein? Keiner denkt: "Viele werden krank -  also ist  es  mir  egal,  wenn  auch  ich  krank  werde".  Auch  wenn  alle anderen in der Familie krank werden, so möchte trotzdem niemand krank sein. Hier geht es um die Rettung des eigenen Lebens.

 

Wenn es aber um Gott geht, da sind viele leichtsinnig. "Keiner  aus meiner  Klasse  geht in die Kirche, also gehe ich auch  nicht".  Und die  Eltern  sagen: "Du musst selber wissen, was Du  tust!"  Hier  ist man  mit  der  Freiheit  großzügiger:  "Ich  lasse  meine  Kinder  frei entscheiden". Wie oft habe ich gehört: "Pfarrer, ich wurde als  Kind gezwungen,  in  den Gottesdienst zu gehen, darum  habe  ich  jetzt keine  Lust  mehr  dazu". Wenn ich so etwas höre,  dann  frage  ich mich: Wurde man damals nur in die Kirche zu gehen  gezwungen? Wie  war  es mit dem Hausaufgaben machen? "Du  machst  zuerst Deine  Hausaufgaben,  bevor  Du zum Spielen  gehst"  -  auch  so wurde  damals  gesagt;  oder: "Du musst ins Bett,  weil  Du  morgen früh  zur  Schule musst!" Gezwungen wurde man  damals  nicht  nur zum  Erfüllen  der  Pflichten  als Christ,  sondern  auch  in  anderen Bereichen  des  Lebens. Nicht nur damals, sondern  auch  heute  - nicht  nur  Kinder,  sondern auch die  Erwachsenen  stehen  immer wieder unter dem Zwang, Pflichten erfüllen zu müssen. Über  Religion  muss  man frei entscheiden können, aber das  bedeutet  nicht, dass  Kinder und Jugendliche in ein Leben mit Gott nicht  eingeführt werden  sollten, dass sie auf das Erfüllen ihrer Pflichten  nicht  aufmerksam gemacht werden sollten.

 

Wenn es um Essen und Trinken geht, wenn es um  Geldverdienen geht, wenn es um Karriere geht, dann möchte man  normalerweise das  Beste  haben;  aber wenn es um Gott geht,  wenn  es  um  die religiösen  Pflichten geht, kommt man in die Versuchung,  mit  dem Minimum  zufrieden zu sein. Um das eigene Leben in  Ordnung  zu bringen, es im Einklang mit den Anweisungen Gottes zu  gestalten, sollte  man  nicht  nach  der  Mehrheit  schauen,  sondern  an   den Anweisungen Gottes festhalten.

 

Die kommenden Feiertage im Monat November, die Feste Allerheiligen und Allerseelen, erinnern uns daran, dass wir, auch in unserer Beziehung zu Gott, in der Erfüllung unserer Pflichten Gott und  den anderen  Menschen gegenüber, nicht mit dem  Minimum  zufrieden sein  sollten,  sondern,  dass  wir  das  Maximum  erreichen  sollten, denn   eigentlich  dreht  sich  alles  um  das  Letzte  und   Hauptziel unseres Lebens - das Leben bei Gott!

Es grüßt Sie

George Chelappurath, Pfarrer

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Dezember 1996

 

Einige  wichtige  Dinge weglassen, um sich damit  auf  das Wesentliche zu konzentrieren!

 

Liebe Gemeinde,

eigentlich  sollte  die Adventszeit eine besinnliche Zeit  sein,  Tage, die  man  als  Vorbereitungszeit auf  Weihnachten  hin  eingerichtet hat.  Man  sollte  sich in dieser Zeit auf "das  Kommen  des  Herrn" besinnen,  und  am Ende dieser Zeit ein frohes Fest feiern,  da  der Heiland  auch zu uns kommt. Aber, wie sieht es in der Praxis  aus? Sind  es besinnliche oder hektische Tage vor Weihnachten? Ist  es wirklich  ein "Frohes Fest" das wir feiern, oder ein Fest voller  Verpflichtungen?

 

Für  viele ist es ein schönes Familienfest! Man freut sich, dass  man zusammen  sein  kann. Aber, es gibt auch Familien,  die  es  kaum ertragen können, dass sie zusammenkommen müssen: die  Pflichteinladungen,  der Pflichtbesuch, den man nur aus Höflichkeit  oder aus  Gründen der Tradition macht - das alles kann unter  Umständen  die  ganze Freude an den Feiertagen nehmen. Und  die  viele Karten-Schreiberei?   Was   soll  man   auf   die   Weihnachtskarte schreiben,  wenn  man sonst das ganze Jahr über  keinen  Kontakt pflegte und auch keinen haben wollte?

 

Ruhe,  Besinnung und Freude am Leben - wenn man das  nur  vor Weihnachten  sucht,  wird  das  Finden  schwierig  sein.  In   dieser vorweihnachtlichen  Zeit  kann  man dies alles  nur  erleben,  wenn man  auch  sonst  im  Leben diese  Ruhe,  Besinnung  und  Freude spürt.   Echte  Freude  ist  auf  eine  bestimmte   Lebenseinstellung gegründet.   Zu  dieser  Lebenseinstellung  gehört,  dass  Gott   den wichtigsten  Platz  im  Leben einnimmt; dass man  zugibt,  dass  man nicht  alles kann, nicht alles braucht; dass Gott jedem von  uns  eine bestimmte  Aufgabe gegeben hat, welche wir nach  seinen  Anweisungen erfüllen sollen. Unser Umfeld trägt selten zu einer  solchen Lebenseinstellung bei, denn wen interessiert es, ob jemand zuhause glücklich ist? Es gibt keine Statistik über glücklichen, zufriedenen Menschen. Die Geschäftsleute wollen nur unser Geld; die  Politiker wollen nur nach außen hin zeigen, dass es den Menschen gut  geht -  und  das glauben sie durch Wohlstand zu  erreichen.  Alles  wird nach  den "Pro-Kopf-Einnahmen" berechnet; niemand fragt,  wie viel  Prozent  mit ihrem Leben zufrieden sind. Jesus  aber  geht  es hauptsächlich um unser Heil und nicht nur um unseren Wohlstand. Seine  Einladung  an  uns lautet: "Kommt alle zu mir,  die  ihr  euch plagt  und  schwere Lasten zu tragen habt. Ich  werde  euch  Ruhe verschaffen. Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir, denn ich bin  gütig  und von Herzen demütig, so werdet ihr Ruhe  finden  für eure Seele. Denn mein Joch drückt nicht, und meine Last ist leicht" (Mt 11,28-30).  

 

Ich  wünsche  uns  allen,  dass  wir  die  Fähigkeit  bekommen,  das Wichtige  vom Wesentlichen zu unterscheiden. Es gibt vieles,  was für  unser  Leben  wichtig, nützlich und wertvoll  ist,  aber  vielleicht sollten  wir  einiges davon weglassen, damit wir uns  auf  das  Wesentliche konzentrieren können.

 

Auch  dieses  Jahr wollen wir ein schönes Fest feiern.  Alles  hängt von  der  Vorbereitung  ab.  Gleich  zu  Beginn  dieser  Adventszeit wollen  wir uns fragen: Was hat uns in den letzten Jahren in  dieser Zeit  gestört? Wozu wurden wir gezwungen, was wir nicht tun  wollten?  Was  sollten wir dieses Jahr anders machen? Wollen  wir  ein Fest,  in  dem  auch Jesus eine Rolle spielt?  Haben  wir  Zeit,  uns innerlich auf dieses Fest vorzubereiten - Zeit für mehr Gebete,  für Gottesdienste?   Zeit  dafür,  den  Kindern  einige   Weihnachtsgeschichten  (nicht  nur Legenden und Märchen,  sondern  auch  Geschichten  über  Jesus und seine Geburt in  Bethlehem)  zu  erzählen? Viele Menschen sind am heiligen Abend so geschafft, dass  sie keine  Nerven  mehr dazu haben, ein gemütliches  Fest  zu  feiern. Vielleicht  können wir dieses Jahr einige "wichtige  Dinge"  weglassen, damit wir uns auf das Wesentliche konzentrieren können.

 

Ein  paar besinnliche Tage in der Adventszeit und ein  Weihnachtsfest,  in  dem das Christkind mit seiner  Geschichte  im  Mittelpunkt steht,  ein  Familienfest,  in  dem  alle  in  Frieden  zusammen  sein können, das wünsche ich uns allen. 

Es grüßt Sie

George Chelappurath, Pfarrer

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