Nur weil Gott es will
Liebe
Gemeinde,
vor
ein paar Tagen kam ein Mann ins Pfarrbüro mit der Bitte, dass ich eine
Dienstleistung für jemand anderen übernehme. Weil sein Anliegen aber nicht zu meiner
Pflicht als Pfarrer gehörte, habe ich überlegt, was ich tun sollte und
gezögert. Aber dieser Mann sagte: "Herr Pfarrer, sagen Sie Ja, unser
Herrgott wird Ihnen dafür DANKE sagen." Der einzige Grund für eine
Arbeit, die mich einige Stunden kosten würden: Ein Danke von Gott? Sonst
nichts? Es ist erfreulich zu sehen, dass es Menschen unter uns gibt, die aus
der Überzeugung leben, dass sie nur für Gott etwas tun können; die in der
Hoffnung leben, auch andere dafür motivieren zu können.
Wie weit ist Gott die einzige
Motivation, um irgendetwas zu tun? Die modernen Menschen haben
vielerlei Anreize - Geld, Anerkennung, Ruhm und Spaß stehen an erster Stelle.
Aber Gott als die einzige Anregung - das ist für viele schwer zu
verstehen. Tun Sie es für Gott! Wir
dürfen froh sein, dass es unter uns Menschen gibt, die Gott aus ihrem Leben
nicht verbannt haben, die ihr Tun von
dem Willen Gottes leiten lassen. Sie fragen sich nicht nur, was sie brauchen,
sondern was Gott von ihnen erwartet.
Von
einem Wanderprediger konnte ich hören: "Ihr sagt, ihr braucht nur ein
Kind. Aber was ist mit Gott? Ein Kind für euch - ein Kind für Gott!"
Gibt es so etwas: Ein Kind für uns, ein Kind für Gott? Kinder als zukünftige
Säulen der Gesellschaft? Als zukünftige Arbeitskraft, als spätere
Beitragszahler der Rentenkasse - das kann man eher verstehen, aber Kinder als
zukünftiges Werkzeug Gottes in dieser Welt - kann man das nachvollziehen? Wenn
man bestimmte Menschen beobachtet, dann kann man doch feststellen, dass sie von
ihren Eltern so erzogen sind, dass sie nicht für sich selbst, sondern für die
anderen Menschen leben, als Werkzeug Gottes.
Eine
neue Gesellschaft entsteht, nicht
wenn wir genügend Arbeitskraft haben, nicht wenn alle Menschen alle
Vorteile der technischen Entwicklung erreichen, sondern wenn wir Menschen
haben, die auch nach dem Plan Gottes ihr Leben gestalten. Je mehr solcher
Menschen es unter uns geben wird, desto sichtbarer wird die von allen ersehnte
neue Gesellschaft, in der alle in Frieden leben können. Wir müssen unsere
Zukunft planen, auch die Zukunft unserer Gesellschaft, sollten aber dabei nicht
nur das vor Augen haben, wie alles nach außen hin aussehen sollte, sondern
auch, wie die Menschen leben, mit welcher innerlichen Zufriedenheit, denn
"der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von jedem Wort, das aus
dem Mund Gottes kommt".
Ein
neues Jahr beginnt. Wir wissen nicht, was alles auf uns zukommen wird. Eines
ist sicher, wir werden viel zu tun haben, einiges haben wir uns vorgenommen,
für die Erhaltung unseres Lebens, für die Entfaltung unserer Fähigkeiten, für
die Erfüllung unserer Wünsche, für die Gestaltung unserer Interessen. Was
werden wir für Gott tun, nur für Gott und nur weil Gott es will, ohne
irgendwelche privaten Interessen, auch wenn kein Mensch davon weiß, im
Verborgenen, nur weil Gott so etwas von mir erwartet?
Wir
tun dies oder jenes nicht nur, weil wir unbedingt Lust dazu haben, sondern weil
Gott so etwas von uns erwartet. Wir tun es nicht, wenn wir sonst nicht anderes
zu tun haben, sondern dann, wenn es getan werden sollte, weil Gott in unserer
Prioritätsskala an erster Stelle steht.
Ich
wünsche uns allen, dass wir in dem kommenden Jahr 2002 immer wieder Zeit und
Möglichkeit finden, einiges auch für Gott zu tun, einiges, nur weil Gott so
etwas von uns erwartet. Oder, darf Gott von uns nichts erwarten?
Es
grüßt Sie
George
Chelappurath, Pfarrer
Trennung von Religion und Privatleben
Liebe
Gemeinde,
Staat und Religion zu trennen - in vielen Ländern hat man das
geschafft! So spielt bei politischen Entscheidungen eine bestimmte Religion
keine Rolle mehr. Dies ist verständlich, weil alle in einem Staat lebenden
nicht der gleichen Religion angehören. Dabei kann man beobachten, dass viele
Staaten nicht gegen die Religion sind, sie verhalten sich nur allen Religionen
gegenüber neutral, aber sie respektieren sie. Des weiteren sind sie der
Überzeugung, dass die Religionen den Menschen Lebensorientierung geben,
Maßstäbe für Gerechtigkeit setzen und so allen Menschen ein menschenwürdiges
Leben ermöglichen. Einige Länder fördern diese Trennung von Staat und Religion,
nur um die Werte der Menschlichkeit zu unterdrücken, nur um den Konsum und
Wohlstand als einziges Ziel des Lebens zu fördern. So ist diese Trennung von
Staat und Religion gut oder schlecht, je nachdem was man als Ziel hat.
Benötigen wir nur äußerliche Schönheiten und perfekte Verwaltung, oder auch
Menschen, die mit ihrem eigenen Leben zufrieden sind?
Die Trennung von Gesellschaft und Religion - das
kann man in letzter Zeit verstärkt beobachten. Religion und Gesellschaft gehen
getrennte Wege, so nehmen viele Veranstaltungen und Angebote keine Rücksicht
mehr auf religiöse Gefühle oder religiöse Feiertage; Religion ist nur dann wichtig,
wenn sie einen Grund zum feiern gibt, zum Essen und Trinken. Sie unterstützen
die Religion, wenn es um die Erhaltung der Feiertage geht - man ist froh über
jeden zusätzlichen freien Tag. In so einer Gesellschaft könnte viel los sein,
aber diese soll nicht unbedingt fördernd für ein menschenwürdiges Leben sein,
denn der Mensch braucht nicht nur Unterhaltung, sondern auch Besinnung.
Trennung
von Familie und Religion ist eine weitere Entwicklung unserer
Gesellschaft. Das Leben in vielen Familien wird nicht nach der religiösen Regel
geführt. In der Familie kommt das Thema Religion selten zur Sprache. Die
religiösen Praktiken spielen keine Rolle mehr. Bei der Familienplanung werden
nur die eigenen Interessen wahrgenommen und es wird nicht gefragt, was Gott
will! Einige Gebräuche und Feste werden gefeiert, aber nicht als Anregung für
ein religiöses Leben, sondern nur, um sich zu amüsieren. So eine Familie
funktioniert als Keimzelle der Gesellschaft, aber nicht unbedingt als Keimzelle
der Religion.
Trennung von Religion und Privatleben? Wie ist es aber, wenn
jemand sein Privatleben von der Religion trennt? Dies ist ein Widerspruch, denn
wozu ist es dann Religion? Wozu ist sie nützlich? Wenn man sein Privatleben von
Religion trennt und nur einige Pflichten, die von der Religion verlangt werden,
erfüllt, dann ist sie nicht sehr nützlich. Es darf keinen Bereich in unserem
Leben geben, welcher vom Einfluss der Religion befreit wird, denn Gott will uns
ganz, er will unsere Liebe, unser Vertrauen.
Nicht
das Umfeld sollte unser Leben bestimmen, sondern umgekehrt, unser Leben nach
bestimmten Lebenseinstellungen und Regeln bestimmt das Familienleben und
beeinflusst die Gesellschaft und den Staat. Nicht die Politiker bestimmen wie
wir leben sollten, sondern umgekehrt, unser Leben bestimmt, welche
Entscheidungen die Politiker zu treffen haben, denn das Leben von jedem von
uns ist wertvoll, viel wertvoller als schöne Häuser, saubere Strassen und
unterhaltsame Veranstaltungen. Was "ergänzend" wirken sollte,
darf nicht "anstatt" funktionieren.
In
wenigen Tagen beginnt die Fastenzeit, wir werden von Umkehr und Umdenken zu
hören bekommen. Ein Umdenken in der Gestaltung unseres Lebens ist für manche
von uns evtl. lebenswichtig, denn was nützen uns unsere Verdienste, wenn wir
letztendlich das Leben verlieren, hier auf dieser Erde und später nach dem Tod?
Es
grüßt sie
George
Chelappurath, Pfarrer
Was und wann "darf" Gott
etwas von uns erwarten?
Liebe
Gemeinde,
von
einem Schneider wird erzählt: Er war im Dorf gerngesehen, seine Arbeit hat er
termingerecht und ordentlich gemacht, der Preis für seine Arbeit war
angemessen, alles ging gut, er war mit seiner Kundschaft und sie mit ihm
zufrieden. Dann auf einmal konnte er die Termine nicht mehr einhalten, es gab
Ärger und nach Erkundigungen wurde bekannt, dass der Schneider nun eine
Freundin hatte. Die Kunden hatten dafür Verständnis, dass er nun auch Zeit für
seine Freundin haben wollte. Die Zeit verging. Dann gab es wieder Probleme,
dieses Mal aber nicht mit den Terminen, sondern mit der Verarbeitung: die
bestellten Kleider wurden plötzlich zu eng, oder die Falten wurden weniger. Auf
Reklamationen gab er zur Antwort: "Meine Kinder werden größer, woher soll
ich den Stoff für ihre Kleider nehmen, wenn nicht von Ihrem Stoff?"
Wie
ist es in unserem Leben? Am Anfang war alles in Ordnung! Dann wollte man
eine Ausbildung haben. Als Azubi hatte man es schwer: der Meister, die Arbeit,
die Prüfungen und dazu die Suche nach einem Lebenspartner. Die Eltern hatten
Verständnis und auch der Pfarrer, dass man für Gott wenig Zeit hatte.
Dann wollte man eine Familie gründen. Als die Kinder klein waren, war es
unmöglich, alles unter einen Hut zu bringen und als dann auch noch der Bau
eines Hauses dazukam, brach alles zusammen - zeitlich, finanziell und
körperlich. Wo sollte man da noch Zeit finden für einen Gottesdienst?
Als sich dann wieder alles normalisiert hatte - Familie und Haus - kam das
"Ehrenamt". Inzwischen hat man Gott vergessen, was man nun sagen kann
ist nur: "Ich bin doch gläubig!" aber für sein Glaubensleben tut man
nichts. Man versucht, sein eigenes Leben immer schöner und schöner zu
gestalten und vergisst dabei, dass die anderen immer weniger bekommen, vor
allem Gott!
Einmal
habe ich einen Mann um eine Spende gebeten. Er war ein ziemlich reicher Mann,
aber er sagte mir, dass er zur Zeit Schulden habe und mir daher nichts geben
kann. Ich hatte Mitleid mit ihm und wollte gehen, aber im weiteren Gespräch kam
heraus, dass er nur Schulden habe, weil er noch ein weiteres Haus gekauft habe,
als Investition für weitere Einnahmen. Was soll man dazu sagen? Dieser Mann
hat nicht genug; was er hat, das braucht er für sich selber und was er
eventuell erübrigen kann, benötigt er, um sein Vermögen zu vergrößern. Wann
werden wir genug für uns haben? Wann dürfen die anderen von uns etwas erwarten,
von unserem Geld, von unserer Zeit? Was und wann "darf" Gott etwas
von uns erwarten?
In
vier Wochen ist Ostern. Im Mittelpunkt dieses Festes steht unser Herr Jesus
Christus. Vor der Auferstehungsfeier werden wir in der Kirche am Gründonnerstag
an seine dienende Liebe denken und am Karfreitag an seinen Tod für uns
Menschen. Ihm ging es nicht darum, was er für sich erreichen konnte, sondern
nur darum, was er für uns Menschen tun konnte. Er war bereit, sein Leben
für uns zu opfern, mit dem Motto: "Es gibt keine größere Liebe, als wenn
einer sein Leben für seine Freunde hingibt" (Joh 15,13). Und Ostern ist die Antwort Gottes auf diese
Liebe Jesu Christi. Gott hat ihn von den Toten erweckt. "Jesus lebt -
Halleluja" werden wir singen. Dabei werden wir uns in Erinnerung rufen,
dass auch wir ein schönes Leben haben werden, dass auch wir nach unserem Tod
auferstehen und für immer leben werden. Voraussetzung für diese schöne Zeit ist
unser Einsatz für Gott und unsere Mitmenschen. "Du sollst den Herrn,
deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit all deiner Kraft
und all deinen Gedanken, und: Deinen Nächsten sollst du lieben wie dich selbst"
(Lk 10,27), war die Antwort Jesu auf die Frage: Was soll man tun, um das ewige
Leben zu gewinnen? Auferstehung und das ewige Leben, das sollten nicht nur die
anderen, sondern auch wir und unsere Kinder erreichen. Mehr Zeit für uns, um
über unser Leben und unsere "Zukunft" nachzudenken, das wünsche ich
uns allen in dieser Fastenzeit.
Es
grüßt Sie
George
Chelappurath, Pfarrer
Worüber freuen wir uns?
Liebe
Gemeinde,
worüber
freuen wir uns? Vielleicht dass wir viel Geld haben? Selbstverständlich
dürfen wir uns darüber freuen, denn Geld ist notwendig um zu leben. Es sollte
aber nicht alles sein im Leben, denn ich kenne Leute, die jede Menge Geld haben
und mehrere Häuser und Wohnungen besitzen, aber sie leben nicht in einem ihrer
Häuser oder Wohnungen, sondern im Altersheim.
Freuen
wir uns über die vielen Freunde, die wir haben? Selbstverständlich
dürfen wir uns darüber freuen, denn wer möchte schon alleine leben! Aber, ich
kenne Leute, - die habe ich am Anfang meiner Zeit hier in Leingarten kennen
gelernt - die hatten viele Freunde, jedes Wochenende waren sie unterwegs, um
diesen oder jenen zu besuchen. Sie haben Feste gefeiert und waren auch aktiv im
Vereinsleben. Ich konnte auch dabei sein, als sie für ihr Engagement im
öffentlichen Leben geehrt wurden. Aber seit sie nicht mehr in der Lage sind,
sich weiter zu engagieren, seit sie krank und gebrechlich sind, fragt kein
Mensch mehr nach ihnen.
Freuen
wir uns über die Dinge, die wir gesammelt haben, die schönen Sachen, die
wir gekauft haben? Vor wenigen Wochen konnten wir bei der Sammlung für Afrika
wieder mal erfahren, was die Nachkommen, die Erben mit dem tun, was sie
überlassen bekommen haben: Wegwerfen, oder einfach anderen schenken!
Freuen
wir uns über unsere Kinder und Enkelkinder? Steht hier die Freude
über ihr Leben oder der Stolz über ihre Leistungen im Vordergrund? Immer
wieder treffe ich Menschen, die voll Stolz von ihren Kindern erzählen, wo sie
überall studiert haben, welche Talente sie entwickelt haben, welche Position
sie erreicht haben, was aus ihnen geworden ist, kurzum - sie sind stolz auf
ihre gescheiten Kinder. Aber, es kommt immer wieder vor, dass sie mit einem
"Aber" enden wollen: Aber, mit der Familie? Die Geschichten sind
unterschiedlich, aber in Sachen Berufung, wozu sie auf dieser Erde leben, hier
sind sie gescheitert, hier haben sie keinen Erfolg! Den Beruf haben sie
geschafft - beim Geldverdienen sind sie nicht zu übertreffen; Hobbys haben sie
genug, aber bei der Berufung haben sie verloren. Darum sind die Eltern über
die Leistung ihrer Kinder stolz, aber über ihr Leben allgemein, traurig! Wie
schön wäre es, wenn sie stolz und freudig sein könnten?
Was
werden wir nach 20 oder 30 Jahren über unsere Kinder und Enkelkinder erfahren? Erfolg
im Beruf wünschen wir ihnen, ist das aber alles? Am 21. diesen Monats empfangen
28 Kinder unserer Gemeinde die Hl. Erstkommunion. Jedes Jahr machen wir die
Erfahrung, dass, je näher der Erstkommuniontag rückt, desto begeisterter sind
die Kinder, nicht nur über den Festtag, sondern auch über ihre Beziehung zu
Jesus Christus - sie beten gerne, feiern den Gottesdienst aktiv mit. Wir wollen
diese und auch andere Kinder unterstützen, ihre Beziehung zu Jesus zu
vertiefen, denn diese garantiert ein Leben in Friede und Freude. So wünschen
wir unseren Erstkommunionkindern die Möglichkeit zur Entfaltung ihrer Talente,
eine gute Vorbereitung auf das Berufsleben und vor allem eine persönliche
Beziehung zu Jesus Christus und ein Leben nach seiner Lehre, damit sie Friede
und Freude im Leben erfahren können. Eines Tages sollten wir nicht nur über
ihren Erfolg im Beruf stolz sein, sondern auch über ihr Leben im allgemeinen
froh sein können.
Es
grüßt Sie,
George
Chelappurath, Pfarrer
Weil er
unser Gott ist!
Liebe
Gemeinde,
"Ihr
kennt mich nicht, aber vielleicht kennt ihr meine Geschichte: Damals ging
alles gut. Die Kinder waren alle bei uns. Wir hatten alle füreinander Zeit.
Nach und nach gingen die Kinder dann ihren eigenen Weg, aber sie kamen immer
wieder zu uns, ihren Eltern, zurück. Sie hatten dann viel zu erzählen und wir
haben uns gefreut, dass die Kinder nach Hause kamen. Als dann die Enkelkinder
kamen, war es noch interessanter, trotz mehr Stress und Arbeit. Auch die
Enkelkinder kamen gerne zu uns, zu Opa und Oma. Meine Geschichten haben sie
gerne gehört und ich konnte auch gut erzählen wie es früher war, wie wir alles
ohne Maschinen, alles von Hand geschaffen haben, wie wir mit der Natur zu
kämpfen gehabt haben usw. Aber als die Enkelkinder älter wurden, verlies sie
ihr Interesse an meinen Geschichten, sie wurden langweilig für sie. Sie kamen
dann nur noch, wenn sie sich etwas von mir erhofft haben. Die
Weihnachtsgeschenke haben sie immer rechtzeitig abgeholt, ihre Geburtstagswünsche
haben sie immer rechtzeitig angemeldet und ab und zu noch etwas materielle
Unterstützung für dies oder jenes erwartet. Aber Zeit für uns, ihre
Großeltern, die hatten sie nicht und sich mit uns unterhalten, das wollten sie
auch nicht mehr. Als dann noch die Ur-Enkel kamen - selbstverständlich
wurden sie zu uns gebracht, um sie vorzuführen und zu zeigen, ansonsten wurde
kein Kontakt aufgebaut. Als auch sie dann größer wurden, haben sie dann selber
kein Interesse mehr an uns gehabt. Traf man sich zu einem Familientreffen, dann
kamen sie nur widerwillig dazu, denn Sie wollten lieber bei ihren Freunden
sein, als bei uns! Sie wollten nichts mehr davon hören, was wir für die Familie
getan haben. Natürlich war ich darüber traurig, aber etwas dagegen tun, das
konnte ich nicht. Meine Nachkommen hatten kein Interesse an mir, sie besaßen
alles, aber wie sie dazu gekommen sind, das interessierte sie nicht: meine
harte Arbeit beim Aufbau, die Ersparnisse aus meinem bescheidenen Leben und
vieles mehr. Wie schön wäre es gewesen, wenn sie alle immer wieder mit mir
zusammengekommen wären, aber die jüngere Generation hat daran kein Interesse.
"Wie könnte man so ein Treffen attraktiver gestalten?" dachte ich,
auch laut! Der Idee, einen Unterhaltungskünstler zu engagieren, habe ich
zugestimmt. "Warum nicht?" dachte ich. Alle haben sich auf dem Fest
amüsiert, lustig und interessant war das Familientreffen anlässlich meines 95
Geburtstages. Niemand sprach von Langeweile, niemand meckerte über die alten Geschichten,
alle waren zufrieden - aber ich? Ich nicht! Niemand hatte Zeit, sich mit mir
zu unterhalten, niemand fragte nach mir. Geschenke haben alle gebracht, kaum
etwas davon kann ich gebrauchen. Warum sie gekommen sind, das weiß ich nicht!
Was ich wollte - das war eine Zusammenkunft aller Familienangehörigen, aber sie
haben sich eher für den Unterhaltungskünstler interessiert als für mich, mir
wären persönliche Gespräche lieber gewesen als das
"Happy-Birthday-Lied".
Nein, so
eine Geschichte wollen wir nicht hören, denn wir können uns in dem einen oder
anderen wieder finden, vor allem, wenn wir diese Geschichte mit unserer
Beziehung zu Gott vergleichen. Für viele von uns ist die Biblische
Geschichte langweilig - wir wollen sie nicht mehr hören; viele
interessieren sich nicht für das, was Gott für uns getan hat - einen
Gottesdienst feiern, das wollen sie nur, wenn etwas Tolles angeboten wird.
Beten wollen sie, aber nur, wenn sie von Gott etwas erwarten. Gott danken, ihn
anbeten, einfach bei ihm sein, weil er unser Gott ist, weil er uns alles
gegeben hat, darüber denken sie nicht nach. Ich wünsche uns allen ein
Leben, in dem auch Gedanken über Gott vorkommen, immer wieder vorkommen.
Es grüßt
Sie
George
Chelappurath, Pfarrer
Gott unser
Ratgeber?
Liebe
Gemeinde,
stellen
Sie sich vor, jemand hat ein schweres Verbrechen begangen, eine Straftat, wie
z.B. ein Mord. Der Straftäter weiß nicht, was er tun soll, er will darüber
mit jemandem sprechen. Wie werden die anderen reagieren?
Geht er zu
einem Rechtsanwalt, der wird - je nachdem welche Einstellung er hat - ihm
raten, niemandem etwas davon zu erzählen; evtl. wird von ihm die Hilfe
angeboten, Spuren zu beseitigen und ein Alibi zu verschaffen. Geht der Täter zu
einem Polizisten, muss er mit einer Inhaftierung rechnen. Geht er zu den
Angehörigen oder Freunden des Opfers, dann können die Folgen sehr schlimm für
ihn sein, er muss mit einem Racheakt rechnen. Geht er zu seiner Mutter, dann
kann er vielleicht eine weinende und schreiende Person antreffen, welche die
Frage stellt: "Was hast du, Junge, getan? Womit habe ich das
verdient?" Geht er zu seinem Freund, dann kann er bestimmt mit seiner
Hilfe rechnen, er wird ihm raten, die Ruhe zu bewahren und Mittel und Wege zu
finden, die ihn aus der Klemme herausbringen. Geht er zu einem Psychologen, vom
"Aufarbeiten von Schuldgefühlen" kann man dann hören.
Kommt Gott
für einen Hilfe- oder Ratsuchenden in Frage? Wie reagiert Gott, wenn
wir mit unseren Vergehen zu ihm kommen? Aus der Bibel kennen wir, dass die
Reaktion von Gott davon abhängig ist, mit welcher Einstellung wir zu ihm
kommen. Das Gleichnis vom barmherzigen Vater, das Jesus erzählt hat, lehrt uns,
dass wir mit einem vergebenden Gott rechnen dürfen, vorausgesetzt dass wir
mit Reue kommen, und auch mit dem Vorsatz: Ich werde dies nicht mehr tun!
Einen Vater, der seinen Sohn umarmt, konnte der "verlorene Sohn"
vorfinden, nur weil er mit der Einstellung kam: "Vater, ich habe gegen
dich und gegen den Himmel gesündigt".
Selbstverständlich
können wir Lösungen für all unsere Probleme in der Bibel nicht finden. Wir
haben nicht nur mit unserer Schuld zu kämpfen, wir haben auch mit anderen,
vielleicht betroffenen Menschen zu tun, mit Normen und Rechtsvorschriften. Es
geht nicht immer darum, ob wir vor Gott schuldig geworden sind, sondern auch
darum, ob wir vor einem menschlichen Richter bestehen können. Aber die Bibel
kann uns eine große Hilfe sein. Sie gibt uns nicht immer konkrete Antworten auf
konkrete Fragen; wir können auch nicht immer mit einem JA oder NEIN rechnen,
aber dort finden wir Orientierung, Hilfe für die richtige Einstellung, womit
wir diese Probleme angehen sollten. Die Anweisungen in der Bibel sind eher
dafür da, uns für bestimmte Lebensstile vorzubereiten, als Lösungen für
konkrete Probleme anzubieten. Wenn z.B. ein rücksichtsloser Jugendlicher mit
seinem Auto mit 150 kmh durchs Dorf fährt, dann wäre er vielleicht nicht
bereit, auf einen Rat zur Geschwindigkeitskontrolle zu hören, aber er wäre
vielleicht bereit gewesen, wenn man ihn schon bei seiner Erziehung auf
Gefährdung anderer Menschenleben auf den Straßen hingewiesen hätte. - Wenn der
Patient tot ist, dann nützt es nicht mehr, über das Wirken eines Medikamentes
zu diskutieren, dann kann man nur noch über die Beerdigung sprechen, aber zuvor
hätte man vielleicht doch die Möglichkeit gehabt, heilende Medikamente zu
finden. Aus der Bibel können wir erfahren, was Gott von uns Menschen
erwartet, er, der uns geschaffen und alle Fähigkeiten gegeben hat. Nicht
warten, bis es nicht mehr geht, sondern mit der richtigen Lebenseinstellung an
das Leben herangehen - dazu hilft uns die Bibel, die Anweisung von Jesus und
die Lehre der Kirche.
Wer in der
Bibel eine Antwort sucht, der findet sie bestimmt. Aber wer eine Unterstützung
für seine Entscheidung sucht, wer die Bestätigung für seinen Lebensstil sucht,
der wird dies dort vielleicht nicht finden. Dort finden wir nicht unbedingt
das, was wir wollen, sondern das, was Gott von uns erwartet. Wollen wir seine
Stimme hören? Ist ER auch ein Ansprechpartner für uns, für unser Leben?
Es grüßt
Sie
George
Chelappurath, Pfarrer
Schön,
dass man ein guter Mensch ist,
schade,
dass man kein guter Christ ist
Liebe Gemeinde,
beim
Vorbereitungsgespräch zu einer Beerdigung höre ich immer wieder die Angehörigen
sagen: "Er/Sie war kein guter Kirchgänger, aber ein guter Mensch".
Damit wollen sie, dass ein guter Eindruck übermittelt wird und somit bei der
Ansprache etwas Gutes über den Verstorbenen gesagt werden kann. Schön ist
es, wenn jemand ein guter Mensch ist - aber ist es nicht schade, dass man nicht
besser ist? Wem wollen wir sagen,
dass jemand ein guter Mensch war? Wenn es um Jesus geht, dann lautet die Frage:
"Ist man ein guter Christ?" "Er war ein guter
Mensch" diese Aussprache ist in Ordnung, aber kann man damit nach seinem
Tod etwas anfangen? Ja und Nein, je nachdem was darunter zu verstehen ist, denn
alles ist nicht allen und überall nützlich. Viele Fähigkeiten, Talente oder
Eigenschaften nützen einem nur für bestimmte Zeiten und in bestimmten
Bereichen. Was nützen z.B. einem Schriftsteller seine literarischen
Fähigkeiten, wenn er einen Schiffbruch erleidet und nicht schwimmen kann?
Ein Baby braucht z.B. eine liebevolle Frau als Mutter und keine z.B. in vielen
Sprachen begabte Karrierefrau. Ein Arzt ist nur einem Kranken nützlich, der
Hungrige braucht eher einen Koch als einen Künstler. Wer im Regen steht, der
braucht einen Regenschirm, mit einem Buch kann er dann nicht viel anfangen,
gleichgültig, wie gut es sein sollte. Was nützt es einer Familie, wenn ein
Mitglied ein "Gassenengel" ist aber in der Familie ein
"Hausteufel". Beliebt sein bei allen, hilfsbereit und engagiert
in vielen Vereinen, geschätzt von den Kollegen, anerkannt vom Arbeitgeber -
aber zu Hause eine Katastrophe? Auf dem Sterbebett ist die entscheidende
Frage: War diese Person ein gutes Kind Gottes?
Viele
Menschen unter uns sagen: Ich tue nichts Falsches, ich helfe, wo ich kann, ich
bin doch ein guter Mensch! Ja, ein guter Mensch, aber kein guter Christ. Im
Alltag nach der Lehre Jesu leben ist wichtig, aber das ist für uns Christen
nicht alles. Christus, seine Person soll in unserem Leben eine wichtige Rolle
spielen. Lieb und nett sein ist gut, ohne Sünde zu leben ist gut, anderen
Menschen helfen, ist auch gut, aber das ist für uns Christen zuwenig. Wir
benötigen die Person Jesu, ihn, der uns rettet, der uns erlöst. Christ sein, religiös sein, ist mehr als nur
gut sein, mehr als die Gebote Gottes zu halten, mehr als ab und zu zu beten und
die Gottesdienste mitzufeiern. Auch wenn wir mit unserem Leben zufrieden sind,
mit unserem Leben mit Gebet, mit unseren Taten der Nächstenliebe, mit der
Ausübung von Gerechtigkeit - auch wenn wir mit all dem zufrieden sind, sollte
dies nicht alles sein. Die wichtigste Frage für uns lautet: Wie ist meine
persönliche Beziehung zu Jesus? Wie weit kenne ich ihn? Weiß ich, dass ich
zu ihm unterwegs bin? Ein guter Mensch muss nicht unbedingt ein guter Christ
sein; ein guter Christ ist immer ein guter Mensch, aber er ist noch etwas mehr.
Schön,
dass man ein guter Mensch ist, schade, dass man nicht besser ist. Die Eltern
wollen einen guten Sohn/eine gute Tochter haben, die Lehrer fleißige Schüler, die
Firmen gute Arbeiter. Gott erwartet von uns, dass wir gute
"Gotteskinder" sind. Schaffen wir das?
Es grüßt
Sie
George Chelappurath, Pfarrer
Risiken und Nebenwirkungen
Liebe
Gemeinde,
"Nach Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie die Menschen, welche
die Freude im Leben verloren haben oder deren Angehörige, bzw.
Bekannte, oder lesen Sie in den Biographien von Menschen, die ohne die Gebote
Gottes gelebt haben". Dieser Satz - einen ähnlichen Werbespot aus dem
Fernsehen kennen wir fast auswendig - sollte eigentlich auf alle
Lebenseinstellungen und -gestaltungen hinführen, denn es gibt kaum einen
Lebensstil, der total falsch ist, oder keine gute Seiten hat. Fast alles was
man tut ist gut, zumindest für einige Menschen und für eine bestimmte Zeit.
Das Problem ist nicht der Mangel an Wirkung, sondern die Schäden durch die
Nebenwirkung.
"Nehmen
Sie diese Tabletten, dann können sie essen und trinken was sie wollen, sie
brauchen keine Diät zu halten, genießen Sie das Leben" - wir kennen diese
oder eine ähnliche Werbung. Garantiert man auch, dass die Einnahme dieser
Tabletten keine Schäden an den Organen verursacht? Ohne Diät das Leben genießen
- aber nur für eine kurze Zeit - oder mit Verzicht ein längeres Leben führen. Nicht
der Mangel an der Wirkung bestimmter Medikamente ist das Problem, sondern die
Nebenwirkungen.
Viele
- fast alle - Vorschläge die wir für unser Leben aus der Gesellschaft bekommen,
sind an sich gut, aber sie haben meistens schlimme Folgen. Was für den einen
gut ist, das schadet vielleicht einem anderen. Nehmen wir z.B. Freiheit:
alles, was man ohne Rücksicht auf andere Menschen tun möchte, ist für den
Betreffenden gut, aber die anderen müssen dadurch ihre Freiheit einschränken
oder ganz darauf verzichten. Des einen Gewinn ist der Verlust des anderen;
jeder Zusatzgewinn ist immer eine Zusatzbelastung für jemand anderen.
Religion
sagt uns nicht, dass das, was uns Spaß macht, immer schlecht ist. Sie
leugnet nicht, dass uns viele Angebote unserer Zeit und Gesellschaft Freude
bringen. Aber, sie macht uns auf die Nebenwirkungen aufmerksam, auf das, was
schlecht für unsere geistige Entwicklung ist oder anderen Menschen schadet.
Sie sagt nicht, dass viele Vorschläge, die man als Lösung für die Probleme des
Alltags in der Familie, in der Kindererziehung, im Beruf, in der
Freizeitgestaltung bekommt, schlecht ist; sie sagt nur, dass wir, wenn wir nach
diesen Vorschlägen unser Leben gestalten, eventuell in noch tiefere Probleme
stürzen. Unsere Kirche möchte nicht, wenn sie bestimmte Lebensregelungen
vorschlägt, unsere Freiheit einschränken, sondern uns nur vor größeren Gefahren
schützen. Wenn man nur an sich denkt und nur nach seinen Vorteilen lebt, dann
kann es sein, dass es einem für einige Zeit scheinbar gut geht, aber eines
Tages fällt alles zusammen. Dann kann es eventuell zu spät sein, das Leben
wieder in Ordnung zu bringen, es wieder in Griff zu bekommen. Die Medikamente
haben jahrelang geholfen, aber nun ist die Lunge so kaputt, dass man
"nichts mehr machen kann", das Beerdigungsinstitut ist dann der
Ansprechpartner, nicht mehr der Arzt.
Die
Botschaft der Bibel, das Leben von tausenden von Menschen, die vor uns nach der
Lehre Jesu gelebt haben, macht uns auf die Nebenwirkungen von bestimmten
Lebensstilen aufmerksam. Es kann sein, dass uns die Gebote oder Verbote der
Kirche nicht gefallen, aber haben wir eine Alternative, die unser Leben retten
kann?
"Nach
Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie die Menschen, die nicht nach der Lehre
Jesu leben, oder erfahren Sie aus dem Leben derer, die den Anweisungen der
Religion nicht folgen, oder lesen Sie in der Bibel oder anderen religiösen
Büchern"
Es
grüßt Sie
George Chelappurath, Pfarrer
Streit im Himmel?
Liebe
Gemeinde,
"Fritzle
kommt in den Himmel! Der liebe Gott sagt zu ihm, dass nur noch ein Platz frei
ist. Fritzle freut sich, denn er braucht doch nur einen Platz für sich, aber
als er sah, wo sich der Platz befand, war er mehr als wütend, denn sein
Platznachbar war jemand, den er zu Lebzeiten auf der Erde überhaupt nicht
leiden konnte. Gott versucht ihm klar zu machen, dass es im Himmel nur
"seine Kinder" gibt und er, Fritzle, sollte doch mit seinem Nachbarn
auskommen. Auf seine Frage hin, was ein solcher Verbrecher überhaupt im Himmel
zu suchen hat, bekam er von Gott zur Antwort: "Ja, er war ein Verbrecher,
aber er hat alles wieder gut gemacht, und mir geht es nicht darum, was einer
war, sondern was einer ist!" Daraufhin wollte Fritzle lieber zur Hölle
gehen, als bei so einem Platznachbarn zu bleiben. Gott erfüllte ihm diesen
Wunsch, aber als er in der Hölle ankam, war sein Ärger grenzenlos, denn dort
sah er nur Leute, die er nicht leiden konnte und dazu kam noch, dass auch sie
ihn nicht leiden konnten. Hier erfuhr er am eigenen Leibe, was es heißt, in der
Hölle zu sein! Nein, dachte er bei sich, ich verdiene diese Hölle nicht! Gott
nahm ihn zurück und wollte ihm nun doch einen anderen Platz anbieten. Aber hier
kennt Fritzle seinen Nachbarn überhaupt nicht, wie sollte er da mit ihm, einem
Unbekannten, die Ewigkeit verbringen? Er geht zu Gott und beginnt zu
argumentieren: "Da im Himmel keine Wünsche unerfüllt bleiben dürfen, hätte
er noch eine Bitte: er möchte nochmals zurück zur Erde!" Und siehe da, er
kam zurück zur Erde. Ihm ist inzwischen klar geworden, dass er hier auf der
Erde versuchen muss, Freundschaften zu gewinnen, und zwar solche, welche auch
im Himmel Bestand haben werden. Daher war er nun bestrebt, zu jedem nett zu
sein, denn er wusste ja nicht, mit wem er dann im Himmel Zusammensein würde. Er
wusste, es durfte nicht mehr vorkommen, dass er beim nächsten Mal wieder zur
Hölle geht, nur weil im Himmel jemand sitzt, den er nicht leiden kann."
Woher
wollen wir wissen, dass sich im Himmel so etwas abspielen kann? Wir wissen es
nicht, aber eines wissen wir, nämlich, dass es im Himmel nur Menschen geben
kann, die miteinander und mit Gott in Freundschaft leben können, sonst würde es
zwischen Himmel und Hölle keinen Unterschied geben, denn wo Streit besteht, Hass
und Unterdrückung, Machtstreben und Ausbeutung, dort kann kein Himmel sein. Wir
wissen über den Himmel keine Einzelheiten, aber wir können uns doch
vorstellen, was es dort bestimmt nicht geben wird: Streit!
Streit
oder Meinungsverschiedenheiten sind hier auf dieser Erde kaum zu vermeiden.
Jeder Mensch ist anders, die Einstellungen und Wünsche sind unterschiedlich.
Der Interessenkonflikt ist vorprogrammiert, aber können wir nicht zumindest
denken, dass es diese Auseinandersetzungen nur für eine gewisse Zeit geben
darf? Es kann zwar so weit kommen, dass wir sagen müssen "nie mehr",
aber dieses "nie mehr" heißt für uns Gläubige, für uns, die an das
Leben nach dem Tod glauben, "vorläufig"!
Der
Monat November, an dem wir besonders an unsere Toten denken und für sie beten,
sollte für uns Anlass genug sein, auch über unser Leben nachzudenken und es
dann so zu gestalten, dass wir nach unserem Tod nur von Freunden umgeben sind
und keinen Feinden. Ist dies möglich? Wollen wir es nicht zumindest mal
versuchen?
Es
grüßt Sie
George
Chelappurath, Pfarrer
Selber
tun!
Liebe
Gemeinde,
kann man,
auch wenn man viel Geld hat, alles kaufen, was man braucht?
Es gibt vieles,
was andere für uns tun; einiges, weil sie uns gerne haben - das erlebt man am
besten in der Familie oder bei Freunden; einiges können wir uns erkaufen - für
uns wird etwas getan, weil wir dafür bezahlen. Einige haben die Möglichkeit,
wegen ihrer Position, ihrem Beruf oder ihrer Situation, Menschen für sich
arbeiten zu lassen - sie haben Bedienstete, Angestellte oder moderne Sklaven,
die sie für sich arbeiten lassen. So können einige in Luxus leben, sie bekommen
mehr, als ihnen zusteht. (Ob wir diese Situation "Ungerechtigkeit"
nennen, oder als Nachteil bestimmter politischen oder sozialen Systeme
betrachten, ist ein Thema für sich.) Aber es gibt einiges, was wir selber
tun müssen, egal wie viel Geld man hat, egal wie viel Angestellte um einen
herumstehen, egal in welchem Luxus man leben darf. So z.B. Sport oder Gymnastik
für die Gesundheit - das kann uns niemand abnehmen, egal wie reich und
einflussreich wir sind; lesen oder lernen für die geistige Entwicklung - das
kann man nicht kaufen, das muss man selber tun. Auch wenn die Eltern ihren
Kindern alles Mögliche anbieten - jede Menge Hilfsmittel - auch wenn der Staat
alle Voraussetzungen dafür schafft, lernen müssen die Kinder selber.
Auch was man
zum religiösen Leben benötigt, muss man selber erarbeiten - weder der
Papst, noch die Bischöfe, noch irgendwelche Verantwortlichen in der Kirche
können dies abnehmen. Beten müssen wir selber, das Gespräch mit Gott müssen wir
selber führen. Die Gebote einhalten - auch das ist unsere Aufgabe. Tugenden wie
Demut, Bescheidenheit, Geduld, Nächstenliebe usw. muss man selber praktizieren.
Kinder,
die von ihren Eltern verwöhnt werden, die alles bekommen, was sie haben
möchten, haben es schwer, von sich aus etwas zu tun. Am Computer zu spielen ist
ihnen lieber, als ein Computerprogramm zu lernen; Fernsehen ist attraktiver,
als mit Freunden ein kreatives Spiel zu organisieren. Ihnen fehlt die
Motivation, selber etwas zu tun! Sie haben es auch schwer, eine gute Ausbildung
zu machen und im Leben Fuß zu fassen. So sehen wir, dass die dritte
Generation alles kaputt macht, was die erste Generation aufgebaut hat. Für
diese Generation ist es auch schwer, etwas über Gott zu erfahren, denn auch das
ist anstrengend.
Menschen,
die alles für sich machen lassen, arbeiten lassen, die sich alles Mögliche
leisten können, haben es schwer, in der Religion Fuß zu fassen, denn sie suchen
nur das Bequeme, und darin kommt Religion nicht vor. So
verstehen wir, warum Menschen, die unter schwierigen Lebensbedingungen leben,
die hart arbeiten müssen, bessere Voraussetzungen haben, religiös zu sein, als
jene, die in Saus und Braus leben.
Auf das
Christkind warten - auch das muss man selber tun. Für eine Advents-Atmosphäre,
dafür sorgen die Geschäftsleute; für die Weihnachtsstimmung, dafür sorgt unsere
Gesellschaft mit allen möglichen Gebräuchen, Traditionen und Feierlichkeiten; Jesus
in unserem Herzen empfangen, in unser Leben hereinlassen - das müssen wir
selber tun. Seine Stimme hören - das müssen wir selber tun. Es wird bei uns
Weihnachten, nur wenn wir bereit sind, etwas für dieses Fest selber zu tun -
ein Gebet, Lesen der biblischen Geschichten, mitfeiern der Gottesdienste...
Eine besinnliche Adventszeit und
ein gesegnetes Weihnachtsfest wünsche ich Ihnen allen
George
Chelappurath, Pfarrer